Karel Appel
Nue
Found at
Lempertz,
Cologne
Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst, Lot 61
1. Jun - 1. Jun 2022
Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst, Lot 61
1. Jun - 1. Jun 2022
Estimate: 150.000 - 180.000 EUR
Price realised: 189.000 EUR
Price realised: 189.000 EUR
Description
1961
Öl auf Leinwand. 130 x 97 cm. Gerahmt. Signiert 'appel'. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und beschriftet 'PARIS c.appel NUE' sowie von fremder Hand bezeichnet. - Mit geringfügigen Altersspuren.
Anfang der 1960er Jahre erarbeitet Karel Appel eine Werkserie von Frauenakten, zu denen auch das hier vorgestellte Gemälde gehört. Die sitzenden oder stehenden, meist in Kniehöhe endenden Akte malt der Künstler nach verschiedenen Modellen, die zum Teil namentlich im Bildtitel genannt werden. Einig ist ihnen eine energiegeladene Unmittelbarkeit, die nicht auf eine erotische Wirkung abzielt, sondern die Vitalität des menschlichen Körpers in Szene setzt.
Dieser sitzende Akt ist ein besonders kraftvolles Beispiel der Serie. Appel zeigt die Frau hier als mysteriöses Wesen, reduziert auf Kopf, Brüste und gespreizte Beine, das Gesicht dunkel verfremdet. Die Figur wird in einem impulsiven Schaffensprozess gänzlich aus der Farbe entwickelt. Aus pastosen auf die Leinwand geschleuderten Farbwirbeln und -schlieren schälen sich weibliche Formen heraus, die trotz ihrer Üppigkeit in der Zweidimensionalität verhaftet bleiben.
Appels Frauenakte präsentieren ihre Weiblichkeit in einer offenen, fast aggressiven und äußerst selbstbewussten Weise. Sie sind keine dem Betrachter ausgelieferten Objekte; sie wollen nicht verführerisch wirken, sondern stellen sich ihm in provozierender und zuweilen bedrohlicher Präsenz entgegen.
Zu der Ausstellung „Nus/Nudes“, die die Galerie Gimpel & Hanover 1963/1964 zu seinen Akten ausrichtet, verfasst Bert Schierbeek, experimenteller Dichter und COBRA-Weggefährte, eines seiner assoziativen Gedichte, das die selbstbestimmte Offenheit von Appels Modellen in frei gesetzte Worte fasst: „[…] der urwald kommt in feuchten kleidern näher und bedeckt die frau/doch sie bleibt: lesbar/wo das nackte aus sich selbst tritt/und unter die haut dringt/und sichtbar/und durchsichtig/denn es ist die haut die der nacktheit die form schenkt/und ein gesicht schafft/denn alles ist durchsichtig/so läuft das modell an der hängenden wand und sticht den besuchern die augen aus/denn alles ist durchsichtig/ […]“ (Bert Schierbeek, die nackten von karel appel, in: Ausst.Kat., Karel Appel, Nus, Gimpel & Hanover Galerie, Zürich u.a. 1963/1964, o.S.)
Galerie Krikhaar, Amsterdam (mit rückseitigem handschriftlichen Vermerk); Privatsammlung, Europa
Öl auf Leinwand. 130 x 97 cm. Gerahmt. Signiert 'appel'. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und beschriftet 'PARIS c.appel NUE' sowie von fremder Hand bezeichnet. - Mit geringfügigen Altersspuren.
Anfang der 1960er Jahre erarbeitet Karel Appel eine Werkserie von Frauenakten, zu denen auch das hier vorgestellte Gemälde gehört. Die sitzenden oder stehenden, meist in Kniehöhe endenden Akte malt der Künstler nach verschiedenen Modellen, die zum Teil namentlich im Bildtitel genannt werden. Einig ist ihnen eine energiegeladene Unmittelbarkeit, die nicht auf eine erotische Wirkung abzielt, sondern die Vitalität des menschlichen Körpers in Szene setzt.
Dieser sitzende Akt ist ein besonders kraftvolles Beispiel der Serie. Appel zeigt die Frau hier als mysteriöses Wesen, reduziert auf Kopf, Brüste und gespreizte Beine, das Gesicht dunkel verfremdet. Die Figur wird in einem impulsiven Schaffensprozess gänzlich aus der Farbe entwickelt. Aus pastosen auf die Leinwand geschleuderten Farbwirbeln und -schlieren schälen sich weibliche Formen heraus, die trotz ihrer Üppigkeit in der Zweidimensionalität verhaftet bleiben.
Appels Frauenakte präsentieren ihre Weiblichkeit in einer offenen, fast aggressiven und äußerst selbstbewussten Weise. Sie sind keine dem Betrachter ausgelieferten Objekte; sie wollen nicht verführerisch wirken, sondern stellen sich ihm in provozierender und zuweilen bedrohlicher Präsenz entgegen.
Zu der Ausstellung „Nus/Nudes“, die die Galerie Gimpel & Hanover 1963/1964 zu seinen Akten ausrichtet, verfasst Bert Schierbeek, experimenteller Dichter und COBRA-Weggefährte, eines seiner assoziativen Gedichte, das die selbstbestimmte Offenheit von Appels Modellen in frei gesetzte Worte fasst: „[…] der urwald kommt in feuchten kleidern näher und bedeckt die frau/doch sie bleibt: lesbar/wo das nackte aus sich selbst tritt/und unter die haut dringt/und sichtbar/und durchsichtig/denn es ist die haut die der nacktheit die form schenkt/und ein gesicht schafft/denn alles ist durchsichtig/so läuft das modell an der hängenden wand und sticht den besuchern die augen aus/denn alles ist durchsichtig/ […]“ (Bert Schierbeek, die nackten von karel appel, in: Ausst.Kat., Karel Appel, Nus, Gimpel & Hanover Galerie, Zürich u.a. 1963/1964, o.S.)
Galerie Krikhaar, Amsterdam (mit rückseitigem handschriftlichen Vermerk); Privatsammlung, Europa
Upper estimated price slightly exceeded
The work Nue by Karel Appel was sold in the Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst auction at Lempertz in Cologne in June last year. Here, the upper estimate of EUR 180,000.00 was slightly exceeded - the artwork found a new owner for EUR 189,000.00. Admittedly, works by Karel Appel have also been auctioned for a multiple of this price - according to our records, the highest result so far was achieved by the work Two birds and a Flower in December 2012 with an auction result of EUR 841,000.00.
Oberer Schätzpreis leicht übertroffen
Die Arbeit Nue von Karel Appel wurde im Juni letzten Jahres in der Auktion Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst bei Lempertz in Köln versteigert. Dabei wurde der obere Schätzpreis von EUR 180.000,00 leicht übertroffen – das Kunstwerk fand für EUR 189.000,00 einen neuen Besitzer. Freilich wurden Arbeiten von Karel Appel auch schon für ein Vielfaches dieses Preises versteigert – das bisher höchste Ergebnis erzielte nach unseren Aufzeichnungen die Arbeit Two birds and a Flower im Dezember 2012 mit einem Auktionsergebnis von EUR 841.000,00.