NETZWERKE und VERBINDUNGEN - Papierarbeiten

Viele meiner Papierarbeiten sind aus mehreren Schichten aufgebaut, die wie Wahrnehmungs- oder Erinnerungsablagerungen aufeinander liegen und sich zu einem neuen Bild an der Oberfläche verbinden: Abdrücke von aufgerissener trockener Erde, die wie ein Labyrinth, Gehirnwindungen oder Netzwerk unter allem liegen. Gezeichnete anatomische Details des menschlichen Körpers und Cut-outs aus Landkarten, Tageszeitungen und Naturabbildungen spiegeln die Mehrschichtigkeit unserer menschlichen Existenz. In den Bildern versuche ich Eindrücke aus dem Alltag, Erinnerungen und körperliche/emotionale Zustände wie kaleidoskopartige Übereinanderschichtungen immer wieder neu zusammenzufügen.

Ich suche in meiner Arbeit nach netzwerkartigen Strukturen, die unsere Wahrnehmung mit Emotionen, den anatomischen Gegebenheiten, biologischen, politischen und urbanen Strukturen verbinden. In meinen Zeichnungen und Collagen überlagere ich diese Themen, einigen Bildern liegen Texte zugrunde, die ich im Wechselspiel zwischen sprachlicher und visueller Umsetzung schreibe.

In meiner Serie ANATOMIE beschäftige ich mich mit Adernetzwerken, Organen und Gelenkstellen. Aus den ausgeschnittenen roten Straßen gedruckter Landkarten baue ich filigrane Organe, die aus der Bildoberfläche ins Dreidimensionale wachsen. In anderen Arbeiten der Serie verbinde ich zeichnerisch Details anatomischer Gegebenheiten mit Collagen und Tuschzeichnungen.

Teilweise sind Texte in die Bilder eingearbeitet bzw. installativ umgesetzt. Ein großes wie ein Labyrinth zerschnittenes hängendes Cut-Out meines eigenen Fingerabdrucks aus Papier, Tusche und eingeklebten Textteilen lädt dazu ein, sich in den Strukturen und Verästelungen des eigenen Fingerabdrucks lesend zu verirren bzw. die Linien wie eine Landkarte oder einen Lageplan zu verstehen.

In meiner gezeichneten Serie KARTOGRAFIE DES NAHELIEGENDEN arbeite ich mit Abdrücken und Drucken aus Natur und Umgebung, die dann entlang der entstandenen Details zeichnerisch zu neuen Räumen und einer Art Landschaften überarbeitet werden.

Die großen Papierschnitte zur Rauminstallation „was unten wächst“ sind aus Experimenten mit gefrorener Tusche, Bewegung und Versiegelung von unterschiedlichen Papierstrukturen entstanden. Ähnlich dem Wachsen von Wurzeln bewegt sich die Shellacktusche auf dem Papier über suchende Wege, die ich später zerschneide und in Überlagerungen und Schichten zu räumlichen Objekten wachsen lasse.

In meiner Arbeit durchdringen sich immer wieder performative und räumliche Ansätze aus meiner Arbeit als Bühnen und Kostümbildnerin. Die eigene Bewegung des Betrachters gibt die Möglichkeit die geschichteten und dreidimensionalen Objekte und ihre Schattenwürfe in unterschiedlichen Überlagerungen und Zusammensetzungen zu sehen.

In den Zeichnungen und Papierschnitten bleibt die Bewegung und das Hantieren mit dem Material als Prozess sichtbar.