Strawalde Jürgen Böttcher | born 1931

Strawalde – deutscher Künstler, Regisseur, Dokumentarist. Das Pseudonym suchte sich Jürgen Traugott Hans Böttcher aufgrund des Ortes, an dem er seine Kindheit verbrachte, aus: Strahwalde in der Oberlausitz. Geboren wurde der vielseitige Maler und Zeichner 1931 in Frankenberg an der Saale in Sachsen. Als der Zweite Weltkrieg vorbei ist, geht Böttcher nach Dresden, um an der Hochschule für Bildende Künste Malerei zu studieren. Nach seinem Abschulss 1953 gibt er zunächst Kurse an der Dresdner Volkshochschule. Gäste seiner Lehrveranstaltung waren unter anderem A. R. Penck, Peter Makolies, Peter Graf und Peter Herrmann.

Dass er auch dem Film zugeneigt war, bewies er schließlich mit einem zweiten Studium im Fach Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Als er es 1960 abschließt, beginnt seine langjährige Karriere im DEFA-Dokumentarfilmstudio in Berlin, für das er bis 1991 arbeitete.

Strawaldes Bilder reichen von Zeichnungen über Übermalungen und Collagen bis hin zu Gemälden, umfassen Porträts, Stadtlandschaften und Stillleben. Die Brücke zwischen unbewegtem Bild und Film schlug er in den 1980er Jahren, mit den »Übermalungsfilmen«.

Seine Gemälde und Zeichnungen charakterisiert das Leonhardi Museum in Dresden 2021 vor allem als »sinnlich und reflektiert«. Die Arbeiten auf Papier böten gegenüber der Malerei einen eher direkteren Zugriff. Strawaldes Porträtzeichnungen gebärden sich kindlich, verfolgen die Betrachtenden mit ausdrucksstarken Augen. 

Als Regisseur bewegte sich Strawalde auf avantgardistischem Terrain, übte sich im Experimentellen. Die DEFA bewertet seine Filme als »inhaltlich und formal wegweisend«, er habe sich stets »den kleinen, alltäglichen Gesten und Zeichen« zugewandt, die das Auge sonst übersieht. Die Protagonistinnen und Protagonisten seiner Kunstfilme und Dokumentationen verkörpern Figuren der Arbeiterschicht: Küchenfrauen, Wäscherinnen, Stahlarbeiter, Rangierer. Er verlieh ihnen ein würdevolles Antlitz.

Verschiedene Filmretrospektiven honorieren seine kunstvolle Regiearbeit bis heute – so etwa das Centre Pompidou in Paris (1986) oder das Berliner Kino Babylon (2022). Seine Bilder gehören mitunter den Sammlungen der Nationalgalerie Berlin, der Sammlung Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude, dem Dresdner Albertinum oder Wiener Albertina an.