Abel Grimmer

Öl auf Holz, gedünnt und auf neuere Holzplatten montiert. Jeweils 41 x 58 cm.
Der Lauf der Zeit, illustriert am Wechsel der Jahreszeiten, und das ländliche Alltagsleben im Flandern des 16. Jahrhunderts - dies sind die Themen unserer außergewöhnlichen Serie von vier Tafeln des bedeutenden Antwerpener Malers Abel Grimmer. Der Zyklus beginnt mit dem Frühling und der Anlage von Beeten in einem streng geometrisch ausgerichteten Garten. Es folgen der Sommer mit der Heuernte sowie der Herbst mit der Schlachtung eines Schweins. Abgeschlossen wird der Zyklus mit der Darstellung des Winters, repräsentiert durch zahlreiche Schlittschuhläufer.
Die Komposition dieser Bildserie geht auf Zeichnungen von Pieter Brueghel d. Ä. zurück, von denen diejenigen des Frühlings und des Sommers heute in der Albertina in Wien bzw. dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle aufbewahrt werden, während die beiden anderen nicht mehr nachweisbar sind. Entstanden sind die Zeichnungen als Vorlagen für Druckgrafiken, die von Pieter van der Heyden umgesetzt und 1570 von Hieronymus Cock veröffentlicht wurden. Auch wenn die Stiche verschiedentlich in Malerei übertragen wurden, so sind komplett erhaltene Serien ungemein rar. Von Pieter Brueghel d. J. gibt es eine solche Serie, die 2016 bei Christie's in London für 6,4 Millionen Pfund versteigert wurde. Von Abel Grimmer ist neben der vorliegenden Serie lediglich eine weitere bekannt, die sich seit 1904 im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen befindet und mit 33 x 47 cm etwas kleiner ist als die vorliegende (vgl. dazu Reine de Bertier de Sauvigny: Jacob et Abel Grimmer. Catalo
Luuk Pijl beurteilt in seinem Gutachten die Ausführung und malerische Qualität dieser beiden einzigen bekannten Serien von Abel Grimmer nach den Zeichnungen Brueghels als vollkommen gleichwertig. Dies sei auch der Grund, warum kaum festzustellen sei, welche davon zuerst gemalt wurde. Luuk Pijl schließt nicht aus, dass sie gleichzeitig entstanden sein könnten.
Zusammen mit seinem Vater Jacob Grimmer, bei dem er auch seine Ausbildung erfuhr und dessen Werkstatt er später übernahm, spielte Abel eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Verbreitung der flämischen Landschaftsmalerei. Häufig kombinierte er dabei, wie auch bei unserer Bildserie, die Landschaftsdarstellung mit Szenen aus dem Alltags- und Arbeitsleben der ländlichen Bevölkerung in den südlichen Niederlanden.
Sammlung Régine Chasles (eigentl. Fernande Pégard d’Auriac), Paris. - Auktion Galerie Fievez, Brüssel, 16.12.1929, Lot 40. - Norddeutsche Privatsammlung in dritter Generation.