- Art.Salon
- Artists
- Lyonel Feininger
- Die kleine Schoner-Barke
Lyonel Feininger
Die kleine Schoner-Barke
Found at
Lempertz,
Cologne
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 2
6. Jun - 6. Jun 2023
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 2
6. Jun - 6. Jun 2023
Estimate: XX.XXX
Price realised: XX.XXX
Price realised: XX.XXX
Description
1923
Tuschfeder, Pastellkreide, Aquarell und Kohle auf faserhaltigem Bütten. 27,8 x 37,6 cm. Unter Glas gerahmt. Am unteren Bildrand mit Tusche signiert, betitelt und datiert 'Feininger Die kleine Schoner = Barke 11.VI.23'. - Insgesamt leicht gebräunt und an den Rändern mit atelierbedingten Heftzweckspuren.
Lyonel Feininger kannte sie alle mit Namen, die Schoner, Sloops, Raddampfer, Galeonen, Fischkutter und Dreimaster, die mit vollen Segeln oder qualmenden Schloten auf dem East River oder später auf der Ostsee verkehrten. Feininger liebte es am Ufer zu stehen, um sich wie gebannt dem Schauspiel der vorbeiziehenden Schiffe hinzugeben. Kaum ein anderes Thema hat den deutsch-amerikanischen Maler mehr fasziniert als Segelschiffe und Küstenlandschaften. Wie Werner Timm im Katalog der großen Feininger-Retrospektive 1998 in Berlin schreibt, schuf „Feininger einige der künstlerisch bedeutendsten Schiffsbilder des 20. Jahrhunderts, obschon er im traditionellen Sinn kein Schiffsbildmaler war – eher ein Poet, der sich mit einer Metapher befasste.“ (Ausst. Kat. Berlin/München 1998, S. 308).
Aus der Sammlung des weit über Deutschland hinaus bekannten Düsseldorfer Architekten und Städteplaners Walter Brune (1926-2021) kommen nun sieben hochkarätige Aquarelle mit maritimen Motiven zum Aufruf, darunter zwei Entwürfe für die Ausstattung des „Marine Transportation Buildings“ in New York (Lots 3, 4). Das früheste Blatt des Konvoluts „Stadt“ von 1921 (Lot 6) ist noch vor Feiningers Aufenthalt in Deep an der Ostsee entstanden. Vor einer Kulisse mit hochaufragenden Häusern und Kirchtürmen kommt ein rot gehaltenes Segelboot direkt auf den Betrachter zugefahren. Zwei kleinere, farblich neutral gehaltene Schiffe bereichern das Flussufer. Im Unterschied zu späteren Seebildern steht das Schiff zwar im Zentrum der Komposition, aber Feiningers Hauptinteresse galt den verschiedenen Architekturen im Hintergrund.
Die bedeutendste Zeit von Feiningers Marinemalerei waren die zwölf Jahre von 1923 bis 1935 in Deep, einem Badeort direkt an der Mündung der Rega bei Köslin in Pommern. In dieser Gegend stieß Feininger auf einen langen, urwüchsigen Küstenabschnitt, der seiner Gestaltung des Meeres nur förderlich sein konnte. Ein scheinbar endloser Strand, die hügelige Dünenlandschaft und weiter westlich die schroffe Steilküste waren die idealen Voraussetzungen für seine gewandelte Auffassung von Strand und Meer. In Deep entstanden zunächst reine Strand- und Wolkenbilder, noch ohne Schiffe und nur gelegentlich mit einzelnen Figuren, vor allem aber zahlreiche Gemälde und Aquarelle mit stattlichen Seglern und Fischerbooten. Zwei fabelhafte Beispiele der frühen Jahre in Deep sind die beiden Aquarelle „Die kleine Schoner-Barke“ (Lot 2) und „Boote am Strande I“ (Lot 1). Bei dem kalkulierten Bildaufbau der „Kleinen Schoner-Barke“ setzte er das stolze Schiff in die Bildmitte. Langsam a
Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten schuf Feininger 1943 das Aquarell „Dreimaster und Segelboote vor der Küste“ (Lot 5). Im Unterschied zu den vorausgegangenen, an der Ostsee entstandenen Marinebildern scheinen die drei Segelschiffe ‚entmaterialisiert‘ über das Wasser zu schweben. Ohne die gewohnte Linearität, sieht man vom Flußufer und der Hügelkette ab, sind es die durchsichtig-zarten Farben, die Fliedertöne und die verschiedenen Grauwerte, mit denen Feininger das Aquarell aufbaute. Die an Regentropfen erinnernden Farbflecke verstärken Stille und Verklärung des späten Marinebildes. Auch wenn Feininger bis in die 1950er Jahre hinein Marinebilder schuf, schreibt er 1953 an seinen Sohn, wie sehr er die Pommersche Küste als Inspiration vermisst: „Was ich wirklich misse, ist nach der Natur zeichnen und ‚Notizen‘ machen, wie an der Ostsee, in Deep […]. Irgendwie genügen mir die Motive hier nicht, sie enthalten zu wenig von meinen inneren Wünschen […]
Sammlung Charles Feininger, 1999; Galerie Gmurzynska, Köln, 2000 (mit dem Galerie-Etikett auf dem rückseitigen Schutzkarton); Sammlung Walter Brune, Düsseldorf
Tuschfeder, Pastellkreide, Aquarell und Kohle auf faserhaltigem Bütten. 27,8 x 37,6 cm. Unter Glas gerahmt. Am unteren Bildrand mit Tusche signiert, betitelt und datiert 'Feininger Die kleine Schoner = Barke 11.VI.23'. - Insgesamt leicht gebräunt und an den Rändern mit atelierbedingten Heftzweckspuren.
Lyonel Feininger kannte sie alle mit Namen, die Schoner, Sloops, Raddampfer, Galeonen, Fischkutter und Dreimaster, die mit vollen Segeln oder qualmenden Schloten auf dem East River oder später auf der Ostsee verkehrten. Feininger liebte es am Ufer zu stehen, um sich wie gebannt dem Schauspiel der vorbeiziehenden Schiffe hinzugeben. Kaum ein anderes Thema hat den deutsch-amerikanischen Maler mehr fasziniert als Segelschiffe und Küstenlandschaften. Wie Werner Timm im Katalog der großen Feininger-Retrospektive 1998 in Berlin schreibt, schuf „Feininger einige der künstlerisch bedeutendsten Schiffsbilder des 20. Jahrhunderts, obschon er im traditionellen Sinn kein Schiffsbildmaler war – eher ein Poet, der sich mit einer Metapher befasste.“ (Ausst. Kat. Berlin/München 1998, S. 308).
Aus der Sammlung des weit über Deutschland hinaus bekannten Düsseldorfer Architekten und Städteplaners Walter Brune (1926-2021) kommen nun sieben hochkarätige Aquarelle mit maritimen Motiven zum Aufruf, darunter zwei Entwürfe für die Ausstattung des „Marine Transportation Buildings“ in New York (Lots 3, 4). Das früheste Blatt des Konvoluts „Stadt“ von 1921 (Lot 6) ist noch vor Feiningers Aufenthalt in Deep an der Ostsee entstanden. Vor einer Kulisse mit hochaufragenden Häusern und Kirchtürmen kommt ein rot gehaltenes Segelboot direkt auf den Betrachter zugefahren. Zwei kleinere, farblich neutral gehaltene Schiffe bereichern das Flussufer. Im Unterschied zu späteren Seebildern steht das Schiff zwar im Zentrum der Komposition, aber Feiningers Hauptinteresse galt den verschiedenen Architekturen im Hintergrund.
Die bedeutendste Zeit von Feiningers Marinemalerei waren die zwölf Jahre von 1923 bis 1935 in Deep, einem Badeort direkt an der Mündung der Rega bei Köslin in Pommern. In dieser Gegend stieß Feininger auf einen langen, urwüchsigen Küstenabschnitt, der seiner Gestaltung des Meeres nur förderlich sein konnte. Ein scheinbar endloser Strand, die hügelige Dünenlandschaft und weiter westlich die schroffe Steilküste waren die idealen Voraussetzungen für seine gewandelte Auffassung von Strand und Meer. In Deep entstanden zunächst reine Strand- und Wolkenbilder, noch ohne Schiffe und nur gelegentlich mit einzelnen Figuren, vor allem aber zahlreiche Gemälde und Aquarelle mit stattlichen Seglern und Fischerbooten. Zwei fabelhafte Beispiele der frühen Jahre in Deep sind die beiden Aquarelle „Die kleine Schoner-Barke“ (Lot 2) und „Boote am Strande I“ (Lot 1). Bei dem kalkulierten Bildaufbau der „Kleinen Schoner-Barke“ setzte er das stolze Schiff in die Bildmitte. Langsam a
Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten schuf Feininger 1943 das Aquarell „Dreimaster und Segelboote vor der Küste“ (Lot 5). Im Unterschied zu den vorausgegangenen, an der Ostsee entstandenen Marinebildern scheinen die drei Segelschiffe ‚entmaterialisiert‘ über das Wasser zu schweben. Ohne die gewohnte Linearität, sieht man vom Flußufer und der Hügelkette ab, sind es die durchsichtig-zarten Farben, die Fliedertöne und die verschiedenen Grauwerte, mit denen Feininger das Aquarell aufbaute. Die an Regentropfen erinnernden Farbflecke verstärken Stille und Verklärung des späten Marinebildes. Auch wenn Feininger bis in die 1950er Jahre hinein Marinebilder schuf, schreibt er 1953 an seinen Sohn, wie sehr er die Pommersche Küste als Inspiration vermisst: „Was ich wirklich misse, ist nach der Natur zeichnen und ‚Notizen‘ machen, wie an der Ostsee, in Deep […]. Irgendwie genügen mir die Motive hier nicht, sie enthalten zu wenig von meinen inneren Wünschen […]
Sammlung Charles Feininger, 1999; Galerie Gmurzynska, Köln, 2000 (mit dem Galerie-Etikett auf dem rückseitigen Schutzkarton); Sammlung Walter Brune, Düsseldorf
Upper estimate price exceeded by 51 %.
The work Die kleine Schoner-Barke by Lyonel Feininger was auctioned at Lempertz in Cologne in June this year. It achieved a price of EUR 45,360.00 exceeding the upper end of the estimate range by 51 %. Of course, this price has nothing to do with the top prices that other works by Lyonel Feininger achieve. The highest price we have observed so far was reached by the work Jesuiten Iii (Jesuits Iii) in May 2007 with an auction result of USD 23,280,000.00 (€ 17,304,690.40).
Oberer Schätzpreis um 51 % übertroffen
Die Arbeit Die kleine Schoner-Barke von Lyonel Feininger kam im Juni diesen Jahres bei Lempertz in Köln zur Auktion. Sie erzielte dabei einen Preis von EUR 45.360,00 und übertraf damit das obere Ende der Schätzpreisspanne um 51 %. Dieser Preis hat freilich nichts mit den Spitzenpreisen zu tun, die andere Arbeiten von Lyonel Feininger erzielen. Den höchsten von uns bisher beobachteten Preis erreichte die Arbeit Jesuiten Iii (Jesuits Iii) im Mai 2007 mit einem Auktionsergebnis von USD 23.280.000,00 (€ 17.304.690,40).