Fritz Winter German, 1905 - 1976

Im Jahr 1919 begann der 14-jährige Fritz Winter seine Arbeit als Bergmann und besuchte tagsüber das Realgymnasium. Zu dieser Zeit begann Winter mit dem Malen und Zeichnen und beschäftigte sich vor allem mit den Werken Paula Modersohn-Beckers und Vincent van Goghs. 1927 wurde er am Bauhaus in Dessau angenommen, wo er unter anderem von Paul Klee und Wassily Kandinsky unterrichtet wurde. Seit etwa 1930 malte Winter ausschließlich abstrakt.

Nachdem Winter vom nationalsozialistischen Regime als »entartet« diffamiert wurde, zog er sich mit seiner Lebensgefährtin in ein Bauernhaus in Dießen am Ammersee zurück, wo sich heute die Galerie im Fritz Winter Atelier befindet. Dort betätigte er sich in den folgenden Jahren aufgrund seines Malverbots als Holzschnitzer, malte im Geheimen aber weiterhin abstrakte Bilder. Auch nach seinem Einzug zur Wehrmacht setzte er sein Werk fort, fertigte Skizzen von Formen der Natur an, die seiner Abstraktion zu Grunde liegen. Besonders Kristalle und Erdformationen prägten Winters Arbeiten über lange Zeit. Als er 1949 nach fünf Jahren Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurückkehrte, war er ohne sein Wissen zum Kunststar der Nachkriegszeit geworden. Winters Frau hatte die Werke ihres Mannes nach 1945 bei Ausstellungen untergebracht, wo sie begeisterte Reaktionen auslösten. So kehrte er in ein ihm unbekanntes Leben als Berühmtheit zurück – und lebte weiterhin zurückgezogen in Dießen.

1949 gehörte Winter zu den Gründungsmitgliedern der »Gruppe der Gegenstandslosen« ZEN 49 und galt in der Nachkriegszeit als wichtiges Bindeglied zwischen den künstlerischen Avantgarden der Vor- und Zwischenkriegsmoderne und dem postulierten Anspruch des westdeutschen Anschlusses an die internationale Kunstentwicklung.

Winters weitreichende Bedeutung für die Nachkriegskunst wurde auf der ersten documenta 1955 deutlich: Sein 26 m² großes Gemälde Komposition vor Blau und Gelb wurde im großen Malereisaal im Museum Fridericianum Pablo Picassos Bild Mädchen vor einem Spiegel von 1932 gegenübergestellt. Winters Werk stand repräsentativ für die Qualität der abstrakten Malerei in Nachkriegsdeutschland; vor diesem wurden auch die Eröffnungsreden gehalten. Der Tod von Winters Ehefrau 1958 markierte das Ende seines Höhenflugs, denn sie sorgte engagiert für dessen Reputation. Er selbst interessierte sich lediglich für die Malerei an sich. Nach Fritz Winters Tod 1976 wurde ein Teil seiner Bilder, vor allem sein weniger bekanntes, vom Informel beeinflusstes Spätwerk, von seiner Familie der Bayerischen Staatsgemäldesammlung gestiftet.