Wien

Die Schönheit der Venezianerinnen – Tizians Frauenbild im Kunsthistorischen Museum Wien

Wie jedes Jahr im Herbst zeigt das Kunsthistorische Museum Wien auch 2021 eine Ausstellung zu den Alten Meistern: »Tizians Frauenbild. Schönheit – Liebe – Poesie« verspricht vom 05. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022 neue Einblicke in die Zeit und das berühmte Werk des Malers.

03. October 2021
Tizian, Violante, um 1510/14, Leinwand, 64,5 x 50,8 cm, Kunsthistorisches Museum Wien
© KHM-Museumsverband
Tizian, Violante, circa 1510/14

Die »Belle Veneziane«, als deren Erfinder Tizian und Palma Vecchio gelten, prägten die Malerei Venedigs im 16. Jahrhundert. Individuelle Porträts von Frauen sind selten, die Darstellung als junge, blonde Schönheit war gefragt. Unabhängig vom tatsächlichen Alter der Person bei der Entstehung des Porträts wurde das Idealbild gemalt, denn ein schöner Körper galt als Ausdruck eines schönes Charakters. Beliebt waren auch erotische Porträts in Gestalt antiker Göttinnen, häufig als Flora, der Göttin der Blumen.

Tizian, Flora, um 1517, Leinwand, 79,7 x 63,5 cm, Gallerie degli Uffizi, Florenz
© Galleria Palatina e Appartamenti Reali di Palazzo Pitti, su concessione del Ministero della cultura
Tizian, Flora, circa 1517

Venedigs Bewohner galten als kulturell aufgeschlossen und gestanden den Frauen bezüglich der Mitgift und des Erbes Rechte zu, welche in der damaligen Zeit nicht selbstverständlich waren. Viele einflussreiche Poeten zogen in das wohlhabende Venedig und erklärten die Frau sowie die Liebe zu einem Hauptthema ihrer Schriften. Tizian und andere Maler verwendeten Spiegel in manchen Gemälden, um Schönheit von allen Seiten zu zeigen und so die Dichtkunst im Wettstreit zu übertreffen.

Tizian, Junge Frau bei der Toilette, um 1515, Leinwand, 99 x 76 cm, Musée du Louvre, Département des Peintures, Paris
© RMN-Grand Palais (musée du Louvre) / Franck Raux
Tizian, Junge Frau bei der Toilette, circa 1515

Die Frauenporträts Tizians und seiner Zeitgenossen wie Jacopo Tintoretto und Paolo Veronese werden in dieser Ausstellung in den Kontext der Literatur Venedigs im 16. Jahrhundert gesetzt. Durch die Verbreitung des Buchdrucks im humanistisch geprägten Stadtstaat wurde die Alltagssprache als Literatursprache etabliert. Immer mehr bürgerliche Frauen lasen, schrieben und dichteten selbst, wobei sie inhaltlich neue Perspektiven auf die Frau einforderten. In diesem Zusammenhang verspricht »Tizians Frauenbild« mit seinen Analysen von Mode, Haartracht und weiteren Details in den Gemälden neue Erkenntnisse einer vielschichtigen Epoche der Zeit.Art.Salon

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