Um das Jahr 1500 war in der indischen Malerei ein flacher, fast abstrakter Stil mit kleiner Farbpalette vorherrschend. Als der zweite Mogulkaiser Humayun (1508-1556) in seinem Exil persische Buchmalerei mit seinen kraftvollen Farben und realitätsnahen Abbildungen kennenlernte, beschloss er, diese Malerei in seiner Heimat zu etablieren. Bei seiner Rückkehr nach Delhi brachte er persische Künstler mit an seinen Hof. Unter Humayuns Nachfolger Akbar (1542-1605) entfaltete der neue Malstil seine volle Pracht – angetrieben von der Vorliebe des Herrschers für Realismus und dramatische Erzählungen. Heute ist sie als Mogulmalerei bekannt. Delhi entwickelte sich zu einem weltbekannten kulturellen Zentrum, die Mogulmalerei wurde sogar in Europa von Kennern gesammelt. Die oft vielfigurigen Szenen stellen meist Männer der oberen Gesellschaftsschichten dar, sie umfassen Porträts, Szenen am Hof, Kriegs- und Jagddarstellungen. Das Cleveland Museum of Art verfolgt die rasanten Veränderungen der indischen Malerei des 16. Jahrhunderts und erläutert, wie Kunstschaffende neue Bildkompositionen für bekannte Inhalte entwickelten. Indian Painting of the 1500s: Continuities and Transformations eröffnet am 15. März 2025 und endet am 11. Januar 2026.
Besonders Highlight der Ausstellung ist eine unter Großmogul Akbar entstandenes illuminiertes Manuskript des Papageienbuchs. Dabei handelt es sich um eine indische Märchensammlung, die erstmals im 12. Jahrhundert verschriftlicht wurde. Die Märchen werden durch eine Rahmenhandlung verbunden, in der ein Papagei die Geschichten erzählt, um die Frau eines verreisten Kaufmanns am Ehebruch zu hindern. Das illustrierte Manuskript entstand um 1560 und gilt als bedeutendes Hauptwerk der Mogulmalerei. Es gelangte 1962 durch eine Schenkung in den Besitz des Cleveland Museum of Art.