Halle für Kunst Steiermark, Graz: Ausstellung über die Bedeutung von Zuhause

»Domestic Drama«: über die Menschlichkeit der Dinge und wie sie Zuhause Identität erschaffen

Dass Zuhause weit mehr ist, als eine willkürliche Ansammlung von Gegenständen, belegt die Halle für Kunst Steiermark in Graz ab dem 4. Dezember mit ihrer Ausstellung Domestic Drama. Hierin werden die Annahme der Menschlichkeit von Objekten, die Vorstellung der eigenen vier Wände als Bühne des täglichen Lebens sowie die Offenbarung von sozialen Kategorien über das Konstrukt Wohnen mithilfe von zum Teil eigens für die Ausstellung entworfenen Arbeiten verbildlicht.

02. December 2021
Nicola L., Red Lip Lamp, 1969  Plexiglas, Stahl 129,5 × 17,1 × 7,6 cm
Courtesy of Alison Jacques, London und Nicola L. Collection and Archive
Nicola L., Red Lip Lamp, 1969, Plexiglas, Stahl 129,5 × 17,1 × 7,6 cm

Mit Domestic Drama stellt die Halle für Kunst Steiermark in Graz ab dem 4. Dezember 2021 eine exzeptionelle Ausstellung vor, die das Museum zu einem zur Bühne drapierten Zuhause werden lässt. Den Leitfaden für die Werkschau stellt die Annahme des Psychologen Ernest Dichters dar, dass Objekte eine Seele in sich tragen und somit menschlich seien – schließlich würde es sie ohne die menschliche Existenz gar nicht geben: »In dem Moment, in dem Möbel, Häuser, Brot, Autos, Fahrräder oder andere Produkte in unserem Leben auftauchen, sind sie mit uns verbunden, sie sind menschlich.« (Ernest Dichter, The Strategy of Desire, Martino Publishing, Mansfield, 2012. S. 93) Den Ausstellungstitel trug die Architekturtheoretikerin Beatriz Colomina bei: Sie prägte den Begriff des »Domestic Drama« in ihrem Essay The Split Wall: Domestic Voyeurism (1992). Von selbiger stammt auch die Idee zur bühnenartigen Inszenierung des Zuhauses, das gleichwohl über die gesellschaftliche Teilhabe bestimmt und Kategorien wie die soziale Zugehörigkeit offenlegt, in dem aber auch Dramen kreiert werden und Konflikte stattfinden. Domestic Drama widmet sich mitunter dem Wandlungsprozess, dem der Begriff des Zuhauses durch die Corona-Pandemie unterzogen ist. Überdies werden darin versucht, Objekte von ihrem gegenständlichen Dasein abzugrenzen und stattdessen als »Repräsentanten von eben diesen Konflikten, aber auch Wünschen« zu betrachten; ganz nach der Auffassung Dichters.

Mona Hatoum, 4 Rugs (made in Egypt), 1998/2015
Courtesy of the artist and White Cube, London | Foto: © Mona Hatoum. © White Cube (George Darrell)
Mona Hatoum, 4 Rugs (made in Egypt), 1998/2015 | Vier handgewobene Wollteppiche | 264 × 228 cm

Zu diesem Zwecke wird die Halle für Kunst Steiermark umgestaltet: Der portugiesische Künstler Bruno Zhu (*1991 Porto) entwarf eigens für die Ausstellung eine ortsspezifische Architektur, die dort in  Dialog mit den weiteren Exponaten tritt. Zhu versteht es mit seinen hybridisierten Objekten, das Gewöhnliche mit dem kulturell Fremden in ein Spannungsverhältnis zu setzen. Neben seiner raumgreifenden Arbeit präsentiert Domestic Drama unter anderem Neuproduktionen von Olu Ogunnaike (*1986 London) und Camille Blatrix (*1984 Paris) sowie vom Duo Nigel Gavus und İlkin Beste Çırak (*1992 Graz;*1994 Izmir), die von dem Ausstellungshaus für die Veranstaltung in Auftrag gegeben worden sind. Dazu gehören geschickt eingeflochtenes Mobiliar sowie ein 16-mm-Film, der das Konzept Wohnen mit Identität, Arbeit und dem Akt der Befreiung von der Realität verknüpft. Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollt beachten, dass die Halle für Kunst Steiermark aufgrund eines bundesweiten Lockdowns zur Eindämmung der Covid19-Pandemie in Österreich voraussichtlich bis zum 12. Dezember geschlossen bleibt. Offiziell läuft Domestic Drama aber bis zum 20. Februar 2022.Art.Salon

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