Wo Popmusik, Kunstgeschichte, Gegenwartskunst und politische Anspielungen aufeinandertreffen: Der isländische Videokünstler, Performancekünstler und Maler Ragnar Kjartansson (*1976) gilt als vielseitiger Künstler und als eine der interessantesten Stimmen unserer Zeit. In seiner ersten Einzelausstellung in Estland präsentiert er Arbeiten aus den letzten 20 Jahren, die sich immer wieder mit der Grenze von Realität und Fiktion und kollektiven Vorstellungen des »Künstlers« beschäftigen. Absurdität, Wiederholung, Banalität und Theatralität sind grundlegende Gestaltelemente seines Schaffens, das einen Gegenentwurf zur Neuigkeitssucht und Wechselhaftigkeit der modernen Gesellschaft darstellt. Ragnar Kjartansson: A Boy and a Girl and a Bush and a Bird läuft vom 16. Mai bis zum 21. September im Kumu in Tallinn. Das estnische Kunstmuseum wurde 2008 zum europäischen Museum des Jahres gewählt.
Kjartansson lebt und arbeitet in Reykjavík. Er ist der Enkel des gleichnamigen Bildhauers und Keramikers (1923-1988), der als einer der bedeutendsten Künstler Islands gilt. Kjartansson, der in Reykjavík und Stockholm Kunst studierte, macht immer wieder mit Langzeitperformances, die oft musikalische Darbietungen enthalten, von sich Reden. In seinen spielerischen, ironischen Werken versucht er, durch bewusste Inszenierung authentische Gefühle beim Publikum zu evozieren. Im Jahr 2009 vertrat Kjartansson Island auf der Biennale von Venedig. Seine Videoarbeit The Visitors (2012) wurde 2019 vom Guardian als bestes Kunstwerk des 21. Jahrhundert bezeichnet.