Jenseits vom Horizont

Sie kontrastierte die Modewelt mit den exzentrischen, absonderlichen, ausgegrenzten Gesichtern einer pulsierenden Großstadt. 1923 in New York City geboren, arbeitete sich Diane Arbus vom Fotojournalismus hinein in die glamouröse Modewelt. Erst der Kontakt zur österreichischen Porträtfotografin Lisette Modell brach den Damm für eine Welt abseits des Perfekten: Travestiekünstler, Menschen mit sichtbarer Behinderung, alleinstehende Mütter oder volltätowierte Männer beherrschten fortan ihre kunstvollen, psychologisch-akzentuierten Porträts. Obwohl sie 1967 als Teil eines Trios in der Ausstellung New Documents im MoMa zu sehen war, wandte sie sich nie ganz vom Journalismus ab: Sie arbeitete regelmäßig für Zeitungen wie die New York Times und Modemagazine wie der Harper’s Bazaar.

Arbus entschied sich 1971, im Alter von 48 Jahren, für den Freitod. Ein Jahr später widmete man ihr den ersten US-amerikanischen Pavillon auf der Biennale von Venedig. Arbus hinterließ ein salomonisches Œuvre, das sowohl dem Makellosen als auch dem Absonderlichen gerecht wird; zwei Welten, zwischen denen sich ihre Depression ungebremst entfalten konnte. Der Art.Salon gedenkt der großartigen Künstlerin, die heute 100 Jahre alt geworden wäre.