Roh und ehrlich

Das Gemälde Benefits Supervisor Sleeping zeigt eine nackte, beleibte Frau, die es sich für ein Nickerchen auf einem Sofa bequem gemacht hat. Es stammt von 1995. Selbst heute noch könnte es für Furore sorgen. Schönheitsideale und Körperakzeptanz sind damals wie heute noch nicht überwunden, auch wenn man es gerne glauben möchte. Lucian Freuds Ölgemälde und sein schonungslos ehrlicher, aber respektvoller Blick auf seine Modelle dienen weiterhin als Orientierung für eine tolerantere Gesellschaft. Ein Grund mehr, den schon zu Lebzeiten berühmten und zu Recht gelobten Porträtmaler in Erinnerung zu behalten. Heute wäre der 2004 verstorbene Künstler 100 Jahre alt geworden.

Auf dem Kunstmarkt zählt Freud unangefochten zu den Zugpferden der Szene. Benefits Supervisor Sleeping erzielte 2008 bei einer Christie’s-Auktion 33,6 Millionen US-Dollar. Das 1994 gemalte Schwesterbild Benefits Supervisor Resting, das dasselbe Modell Sue Tilly zeigt, brachte 2015 bei Christie’s knapp 56,2 Millionen US-Dollar. Die meisten seiner Bilder wechseln über private Verkäufe den Besitzer, Preise bleiben unbekannt – Freuds Werke stehen bei Sammlern hoch im Kurs.