Subtile Spannung des flüchtigen Wandels

Die vielschichtigen Arbeiten von Manfred Leistner vereinen Elemente von klassischer Malerei, Fotografie und digitaler Gestaltung und führen sie in einer eigenen Bildsprache zusammen. Die digitalen Malereien changieren zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, spielen mit Überlagerungen und Auslassungen, deuten an und lassen Raum. Sie verzichten bewusst auf jedes Ausrufezeichen, legen sich nicht auf eine Botschaft fest, laden vielmehr den Betrachter ein, dem eigenen Fluss der Assoziationen zu folgen, die Bilder je nach Biegung und Wendung dieses Flusses als visuelle Komposition zu lesen oder vertraute Formen zu entdecken.

Begibt man sich auf diese Reise, wird man womöglich zwei Themen wiederkehrend entdecken, Veränderung und Vergänglichkeit. Oft scheinen die Bildflächen von Erosion gezeichnet, als wären sie nicht digital bearbeitet, sondern von der Zeit geprägt. Einiges bleibt vage, Strukturen bilden sich heraus und lösen sich wieder auf, Gegenstände scheinen greifbar, entziehen sich aber einer klaren Bestimmung, scheinen im Übergang begriffen, der Wandel als steter Zustand. In dieser Mehrdeutigkeit liegt eine subtile Spannung, die den lebendigen Charakter der Arbeiten bestimmt.

Der in Pohlheim lebende Künstler, geboren 1951 in Halle/Saale, schafft bewusst Werke, die sich der schnellen Einordnung entziehen, eine klare Zuschreibung verweigern, stattdessen zur Auseinandersetzung einladen und die offene Begegnung fordern. Bilder, die nicht nur gesehen, sondern entdeckt, erschlossen und erarbeitet werden wollen. In Zeiten der lauten Botschaften und einfachen Wahrheiten, dominiert von plakativen Bildern und schlichten Hauptsätzen, fast schon eine revolutionäre Haltung, in jedem Fall aber die vornehmste Aufgabe der Kunst.

Mehr über den Künstler: Artist Page von Manfred Leistner