Art Institute Chicago: »Gio Swaby: Fresh Up«

Textile Momente der Selbstermächtigung

Die Rückseite ihrer Porträts zeigt Knoten und lose Enden – Artefakte des sorgfältigen, wie unvollkommenen Freihandstils der bahamischen Textilkünstlerin Gio Swaby. Das Art Institute in Chicago widmet ihr ab dem 8. April die erste museale Soloausstellung. Das Publikum darf sich in Gio Swaby: Fresh Up vor allem auf die Vorderseite der textilen Foto-Interpretationen freuen. 

08. April 2023
Gio Swaby. New Growth 2 (triptych), 2021.
Collection of Rasheed Newson and Jonathan Ruane. © Gio Swaby
Gio Swaby. New Growth 2 (triptych), 2021.

Gio Swaby tritt mit ihrer markanten Praxis in Erscheinung: Als multidisziplinäre Künstlerin stützt sie sich hauptsächlich auf Textilien, über die sie die Wechselwirkungen des Schwarzseins und Frauseins nach außen transportiert – realisieren kann man das am besten in ihren gestickten Porträts, die sie alle mit einem Fotoshooting beginnen lässt. Swaby fängt ihre Models in Momenten der Selbsterkenntnis und -ermächtigung ein; interpretiert sie anschließend als textile Reproduktion – Haare, Kleidung und Schmuck akzentuiert die Künstlerin, mit Sorgfalt auf der einen, im Freihandstil auf der anderen Seite. Indem Swaby auch die Rückseite mit all ihren Knoten und losen Enden offen zeigt, umarmt sie ebenso die Verletzlichkeit und Unvollkommenheit ihrer Arbeit.

Die Entscheidung für das Medium geht auf Swabys familiäre Herkunft zurück: Sie wuchs auf den Bahamas auf, wo ihre Mutter als Näherin arbeitete. Gleichzeitig ist die Arbeit mit Textilien unwillkürlich mit Weiblichkeit und Häuslichkeit verbunden. Dieser Arbeitstechnik widmet das Art Institute in Chicago ab dem 8. April nun die erste museale Soloausstellung der Künstlerin. In Gio Swaby: Fresh Up versammelt das Museum sieben von Swabys Serien aus den Jahren 2017 bis 2021, wie My Hands Are Clean oder Pretty Pretty und außerdem 15 neue Arbeiten, darunter ihr bisher größtes Werk, ein Auftragswerk für die US-Botschaft in Nassau, Bahamas. Den Titel Fresh Up entwickelte das Art Institute gemeinsam mit Swaby. Er leitet sich von einer bahamaischen Redewendung ab, die als Kompliment für einen guten Stil oder das Selbstbewusstsein dient. Zu sehen gibt es die Ausstellung bis zum 3. Juli. Art.Salon

Gio Swaby. My Hands Are Clean 4, 2017.
Collection of Claire Oliver and Ian Rubinstein. © Gio Swaby
Gio Swaby. My Hands Are Clean 4, 2017.

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