Los Angeles, Getty Museum

Über die provokative Kraft des Blutes

Blut fasziniert und schreckt ab. Es gilt als Symbol der Lebenskraft, doch damit in Berührung zu kommen vermeidet man möglichst. Das Getty Museum blickt in der Ausstellung Blood: Medieval/Modern zurück auf die Rolle des Blutes in den letzten 1.000 Jahren europäischer Kunstgeschichte. Die Schau eröffnet am 27. Februar in Los Angeles.

27. February 2024
Bloodscape X, 1987, Andres Serrano (American, born 1950)
Getty Museum Gift of Robert and Dolores Cathcart Image: © Andres Serrano, courtesy of the artist and Galerie Nathalie Obadia, Paris/Brussels 2021.95
Bloodscape X, 1987, Andres Serrano (American, born 1950) Silver dye bleach print

Die Kunst- und Kulturgeschichte des Blutes ist komplex. Es fasziniert Menschen rund um den Globus seit Jahrtausenden. Es war in vielen Kulturen Bestandteil von Opferritualen und dem Blut wurden magische Kräfte zugesprochen. Dies geschah sowohl in Sagen, wie im unverwundbar machen Drachenblut, in dem Siegfried badet, als auch in der Realität: In der Antike galt Menschenblut beispielsweise als Heilmittel für Epilepsie – ein Glaube, der sich etwa in Deutschland und Dänemark bis ins 19. Jahrhundert gehalten hat. Das Getty Museum in Los Angeles führt tiefer in die Bedeutung von Blut in der Kunst ein: Blood: Medieval/Modern beginnt bei christlicher Buchmalerei aus dem Mittelalter und endet in der Gegenwart. Grausame Malereien des gefolterten Jesus von Nazareth sollten bei mittelalterlichen Kirchgängern emotionale Reaktionen wecken und an dessen Leiden als Lamm Gottes für das Wohl der Menschheit erinnern. Auch heute noch provoziert die Verwendung von Blut wie bei Werken des Künstlers Andres Serrano oder den 2021 veröffentlichten Satan Shoes des Künstlerkollektivs MSCHF mit dem Rapper Lil Nas X, das angeblich Blutstropfen in der Sohle enthält. Die Ausstellung, in der weiterhin auch Arbeiten etwa von Nan Goldin und Catherine Opie zu sehen sind, läuft vom 27. Februar bis zum 16. Mai.

Blood: Medieval/Modern gliedert sich in verschiedene Abschnitte, angefangen bei Devotion mit mittelalterlicher Buchmalerei. Es folgen Sektionen über die Verwendung von Menschenblut in der mittelalterlichen Medizin und der Bedeutung von Blut für adelige Familienstammbäume und die Herkunft eines Menschen. Schließlich schlägt Kuratorin Larisa Grollemond die Brücke zu Kunstwerken des späten 20. Jahrhunderts, in denen Blut eine Rolle bei der künstlerischen Erkundung von Feminismus und HIV/AIDS spielte. Abgerundet wird die Schau von einem zweitägigen Symposium, in denen Experten weiterführende Vorträge über die Bedeutung von Blut in der mittelalterlichen Kunst und Kultur halten. Das Symposium findet am 1. und 2. März statt.Art.Salon

Ecce Homo, from Poncher Hours, about 1500 Jean Pichore (French, died 1521, active about 1490-1521)
Getty Museum Ms. 109 (2011.40), fol. 194
Ecce Homo, from Poncher Hours, about 1500, Jean Pichore (French, died 1521, active about 1490-1521) Tempera colors, ink and gold on parchment
Satan Shoes and Box, 2021, MSCHF (founded 2016) Lil Nas X (American, born 1999)
Courtesy of the artist and Perrotin Image: © MSCHF 2021 L.2024.3
Satan Shoes and Box, 2021, MSCHF (founded 2016) Lil Nas X (American, born 1999) Modified Air Max ‘97s with Human Blood in the Sole, Bronze Pentagram

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