Sogar seine Geburtsstadt wurde nach ihm benannt: Seit 1945 heißt die mexikanische Stadt Temascalcingo offiziell Temascalcingo de José Mariá Velasco. Der Maler schuf vor allem Landschaftsbilder und Porträts und ist heute noch einer der berühmtesten Künstler in Mexiko. Zu Lebzeiten war José María Velasco (1840-1912) auch in Europa und den USA ein Begriff, er gewann beispielsweise 1876 eine Goldmedaille auf der Philadelphia International Exposition und den ersten Preis der Weltausstellung 1889 in Paris. Velasco galt als Universalgelehrter, seine Schwerpunkte, die die Malerei beeinflussten, lagen auf Geologie, Anatomie und Biologie. Seine Gemälde waren so detailliert und naturgetreu, dass sie zu wissenschaftlichen Zwecken herangezogen wurden. Weiterhin wurde Velascos Landschaftsgemälde zum Symbol der mexikanischen nationalen Identität, als bedeutendstes Werk gilt El valle de México, von dem er sieben Versionen anfertigte. Gleichzeitig bezeugte er mit seinen Bildern die voranschreitende Industrialisierung seiner Heimat. Mit der Ausstellung José María Velasco. A View of Mexico, die vom 29. März bis zum 17. August läuft, würdigt ihn die National Gallery in London. Es ist die erste große Einzelschau zu Velascos Schaffen im Vereinigten Königreich und seit 1976 die erste außerhalb Mexikos.
Velasco studierte beim Italiener Eugenio Landesio (1810-1879) Landschaftsmalerei an der Academia de San Carlos in Mexiko-Stadt. Es ist die älteste Kunsthochschule des Landes. Unter Landesios Einfluss entwickelte sich die Landschaftsmalerei zur geschätzten Gattung in Mexiko, sein Schüler Velasco erhob sie schließlich zur hohen Kunst und stand am Beginn der sogenannten Landschaftsavantgarde. Velascos Œuvre lässt sich in drei Phasen einteilen: Von 1860 bis in die späten 1880er war seine Kunst akademisch geprägt, darauf folgte eine kurze experimentellere Phase mit Bezug zum französischen Impressionismus und ab etwa 1892 bis zu seinem Tod malte er in seinem persönlichen Stil. Die Abkehr von der akademischen Malerei war der Grund dafür, dass er 1907 seinen Lehrstuhl an der Academia de San Carlos verlor. Heute sind über 400 Ölgemälde, Zeichnungen und Aquarelle Velascos bekannt.