Regina Weiss

Die Zerbrechlichkeit des Daseins

Regina Weiss richtet ihren Blick auf das Unspektakuläre, das Flüchtige, das oft Übersehene – und offenbart darin eine stille Poesie der Zerbrechlichkeit. In ihren filigranen Arbeiten wird das vermeintlich Nebensächliche zum Träger existentieller Fragen über unsere eigene Verletzlichkeit.

von Felix Brosius, 22. July 2025
Regina Weiss - Dust 5
Regina Weiss: Dust (5) aus der Serie »I am - yet what I am none cares or knows« (2024), Fine Art Print, Tusche auf Hahnemühle-Papier, 42 x 29,7 cm

Die Zeichnungen und Skulpturen von Regina Weiss entstehen sukzessive, in vielen kleinen Arbeitsschritten von Ausarbeitungen, Beobachtungen und Ergänzungen. Der Prozess erstreckt sich über einen Zeitraum von Wochen oder gar Monaten und steht damit in krassem Gegensatz zu ihren flüchtigen Motiven, die oft nur für kurze Zeit Bestand haben, bevor sie zerfallen, eine neue Gestalt annehmen oder einfach vergehen. Es handelt sich um vermeintlich profane Objekte und Eindrücke wie der Staub, der sich in den Ecken und Ritzen einer Wohnung ansammelt, oder die Wahrnehmung des während eines Spaziergangs durch die Stadt am Auge vorbeiziehenden Straßenbelages – Phänomene, die uns im Alltag immer wieder begegnen, zumeist aber schon wieder verflogen sind, bevor sie in unser Bewusstsein gelangen. Dabei versteht die Künstlerin den ephemeren Charakter ihrer Studienobjekte nicht als das eigentliche Thema ihrer Arbeit, vielmehr interessiert sie sich für das dahinter liegende Phänomen der Verletzlichkeit, eine wesensimmanente Eigenschaft auch von uns Menschen. Schließlich ist unser Weg durchs Leben geprägt von Unvorhersehbarkeiten, wechselhaft, fragil und leicht zerbrechlich.

Regina Weiss - Dust 2
Regina Weiss: Dust (2) aus der Serie »I am - yet what I am none cares or knows« (2020-22), Tusche auf Papier, 56 x 42,7 cm

Die mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnete Künstlerin lebt und arbeitet heute in Berlin. Sie studierte zunächst Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste Dresden sowie am Royal Institute of Art in Stockholm. Nach dem Diplom folgte ein Postgraduierten-Studium als Meisterschülerin bei Martin Honert in Dresden und anschließend ein berufsbegleitendes Masterstudium der Raumstrategien an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ihre leichten, feinen und zugleich komplexen Arbeiten mit ganz eigener Ästhetik sind regelmäßig im In- und Ausland in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, in privaten und institutionellen Sammlungen vertreten und wurden bereits in diversen Publikationen aufgegriffen.

Regina Weiss - Drawing for wall piece roughcast
Regina Weiss: Zeichnung für Wandobjekt »Roughcast« aus der Serie »City en passant« (2016-19), Bleistift auf Papier, 80 x 54 cm
»Meine Hände ermöglichen mir, Phänomene, die mich emotional oder intellektuell interessieren, zu erforschen und in etwas Greifbares zu verwandeln.«
Regina Weiss - Street
Regina Weiss: Street, aus der Serie »City en passant« (2016-19), Keramik-Gießmasse, Pigment, 51 x 43 x 3,7 cm
Regina Weiss - City en passant
Regina Weiss: aus der Serie »City en passant« (2016-19), Installationsansicht

Mehr über die Künstlerin: Künstlerseite von Regina WeissArt.Salon

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von Felix Brosius, 15. July 2025
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