Seit den 1980ern hat Bildbearbeitungssoftware unsere von Bildern umgebene Gesellschaft radikal verändert. In relativ kurzer Zeit sind die Techniken der Bildbearbeitung immer raffinierter und vor allem für jedermann zugänglich geworden. Der bisherige Höhepunkt sind KI-Bildgeneratoren, die unser Verhältnis zum Wahrheitsgehalt von Bildern in neuem Ausmaß zur Diskussion bringen. Neben den Gefahren von Falschinformationen bietet die Bildmanipulation jedoch auch große kreative Freiheiten mit sich. Das Los Angeles County Museum of Art stellt in der Schau Digital Witness: Revolutions in Design, Photography, and Film anhand von rund 150 Exponaten die Geschichte der digitalen Bildbearbeitung der letzten 40 Jahre vor. Mit Fotografien, Postern, Videos, Ausschnitten aus berühmten Filmen und interaktiver Software stellt das Museum die revolutionären Veränderungen der visuellen Kommunikation vor, die uns im Alltag begleiten – und uns so normal vorkommen, dass sie uns gar nicht mehr auffallen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. Juli 2025.
Knapp die Hälfte der Exponate stammt aus der Sammlung des Museums, der weitere Teil sind Leihgaben. Die Ausstellung gliedert sich in drei Themenbereiche: Blur and Sharpen: Digital Realism befasst sich mit digitalen Ergänzungen in Bildern. Diese Technik wird vor allem im kommerziellen Film oft verwendet, wie Ausschnitte aus den revolutionären Filmen Jurassic Park (1993) und Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme (2002) zeigen. Aber auch Künstler wie Andreas Gursky und Loretta Lux nutzen diese Technik, um die Wahrnehmungserfahrungen des Publikums in Frage zu stellen.
Morph and Warp: Computer Aesthetics stellt Kunstschaffende wie April Greiman, John Maeda, Petra Cortright und Todd Gray vor, die mit neuen Ästhetiken experimentieren: Sie integrieren bewusst Glitches und ruckartige Bewegungen früher digitaler Figuren in ihre Werke. Damit erhoben sie die digitale Welt zu einer eigenständigen Ausdrucksform und lösten sie von der reinen Imitation des analogen Lebens. In Cut and Paste: Digital Collage loten unter anderem Keith Piper, Lucas Blalock und Casey Kauffmann die Möglichkeiten der digitalen Collage aus, die auch surreale Züge annimmt. Die Ausstellung erläutert auch, wie viele Kunstschaffende kommerzielle Editing-Programme meiden und stattdessen Open-Source-Programme verwenden.