Zwei Ausstellungen in der National Gallery of Art, Washington, D.C.

Druckgrafik als Novum erleben und Joanna Hiffernans Geheimnisse lüften

Dass die Erfindung des Buchdrucks zur Verbreitung der biblischen Lehre beigetragen hat, ist inzwischen bekannt. Welch ungeahnten Möglichkeiten die Technik außerdem mit sich brachte, beleuchtet die National Gallery of Art in Washington, D.C. ab dem 3. Juli in The Renaissance in the North. Nebenbei lüftet sie partnerschaftliche und persönliche Geheimnisse von Joanna Hiffernan und James McNeill Whistler.

03. July 2022
Jan Sadeler, I, after Joos van Winghe, A Pleasure House, 1588. Engraving on laid papersheet (trimmed within plate at bottom)
National Gallery of Art, Washington, Ailsa Mellon Bruce Fund
Jan Sadeler I, nach Joos van Winghe, Ein Vergnügungshaus, 1588. Kupferstich auf Bütten (unten innerhalb der Platte beschnitten): 38,6 x 48,2 cm (15 3/16 x 19 in.)

Die National Gallery of Art in Washington, D.C. zeigt ab dem 3. Juli zwei historisch konzentrierte Ausstellungen. Die erste von ihnen, The Renaissance in the North, fokussiert sich auf die Vervielfältigung des Bildes, die mit der Druckgrafik in der Renaissance ihren Anfang nahm. Das Museum nahm sich den Neuerwerb von 30 Renaissance-Werken aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz zum Anlass, sie im Rahmen einer Druckgrafikveranstaltung zur Schau zu stellen. Die Arbeiten belegen den enormen Wert, den die Neuerfindung im späten 15. und im 16. Jahrhundert hatte: Die Drucke dienten der religiösen Verehrung und zur Verbreitung moralisierender Erzählungen, während manche Künstler die Technik auch zur Eigenwerbung nutzten: »In unserer von Bildern geprägten Welt ist es schwer, sich vorzustellen, welches Gefühl von neuen Möglichkeiten die aufkommende Druckkunst im 15. und 16 verbreitet hat. Diese Ausstellung führt uns zurück in jene Zeit, in der nordeuropäische Renaissance-Künstler innovative Stile und Techniken entwickelten, die sowohl Publikum als auch Sammler in ihren Bann zogen«, so Kaywin Feldman, Direktor der National Gallery of Art.

Daniel Hopfer and Hieronymus Hopfer, Emperor Charles V, 1520 (1521?), etching (iron) with open biting and unique contemporary hand-coloring in green, red, yellow, pink andbrownplate
National Gallery of Art, Washington, Schenkung von Ladislaus und Beatrix von Hoffmann
Daniel Hopfer und Hieronymus Hopfer Kaiser Karl V., 1520 (1521?), Radierung (Eisen) mit offenem Rand und unikaler zeitgenössischer Handkolorierung in Grün, Rot, Gelb, Rosa und Braun Platte: 22 x 15,3 cm (8 11/16 x 6 in.) Blatt: 22,1 x 15,6 cm (8 11/16 x 6 1/8 in.)

Die gezeigten Exponate stammen alle aus der Sammlung der Nationalgalerie. Mit dabei sind seltene Drucke von Künstlern wie Albrecht Dürer und Hendrick Goltzius sowie solche von druckgrafischen Zeitgenossen – darunter auch Arbeiten, die das Museum bisher noch nicht gezeigt hat. Von kleinen allegorischen Kompositionen, die für die private Betrachtung bestimmt waren, bis hin zu überdimensionalen, mehrblättrigen Holzschnitten für die städtische Dekoration beleuchtet die Ausstellung auch die immense Kreativität, die diese Technik hervorbrachte. Bis zum 27. November können Interessierte sich die historischen Werke ansehen. 

Die zweite Ausstellung trägt den Titel The Woman in White: Joanna Hiffernan and James McNeill Whistler und konzentriert sich auf die Verbindung der beiden namensgebenden Kunstschaffenden. James McNeill Whistler (1834-1903) und Joanna Hiffernan (1839-1886) lernten sich 1860 kennen und gingen sofort sowohl eine enge berufliche als auch persönliche Beziehung ein. Die National Gallery of Art präsentiert rund 60 Arbeiten, die aus der tiefen Verbundenheit hervorgingen – und in Zusammenarbeit entstanden sind. Die Ausstellung versammelt nicht nur Gemälde, Zeichnungen und Drucke, sondern auch Briefe und Dokumente, die vor allem Hiffernans Rolle als Partnerin und als Baustein dieses kreativen Prozesses beleuchten. Besuchende erfahren in The Woman in White: Joanna Hiffernan and James McNeill Whistler alles über die ikonischen Werke, die Partnerschaft und Geheimnisse von Hiffernans Persönlichkeit. Die Schau läuft bis zum 3. Oktober. Art.Salon

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