Dem in Los Angeles lebenden Comicsammler Glenn Bray fiel 1971 ein Buch mit Zeichnungen Szukalskis in die Hände. Er war von ihnen fasziniert und fand heraus, dass der Künstler nur wenige Kilometer von ihm entfernt wohnte. Bray nahm Kontakt zu Szukalski auf und deckte so eine erstaunliche Künstlerkarriere auf. Die Dokumentation Ein ewiger Kampf: Leben und Kunst des Stanisław Szukalski (2018) zeigt viele Ausschnitte ihrer Treffen und gibt einen intimen Einblick in das Leben eines vergessenen Kunststars.
Stanisław Szukalski (1893-1987) wurde in Polen geboren und wanderte 1907 mit seiner Familie nach Chicago aus. Bis 1913 studierte er dort und außerdem zeitweise in Krakau Bildhauerei, anschließend nahm Szukalskis Karriere schnell Fahrt auf. Seine Skulpturen und Gemälde vereinen zahlreiche moderne Kunstströmungen wie Kubismus, Expressionismus und Futurismus mit Elementen des Jugendstils und Kunst alter ägyptischer, slawischer und aztekischer Kulturen zu einer einzigartigen Stilsprache. Manche Persönlichkeiten aus der Kunstszene bezeichnen Szukalskis Stil gar mit einem eigenen Begriff, dem »Bent Classicism«.
In den 1930ern kehrte Szukalski in seine Heimat Polen zurück, wo er als größter Künstler des Landes angesehen wurde. In Warschau wurde ihm schließlich das Szukalski-Nationalmuseum gewidmet. Nur wenige Jahre später, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, floh Szukalski verwundet in die USA. Fast alle seine Werke wurden daraufhin von deutschen Soldaten zerstört. Szukalski ließ sich in Los Angeles nieder, konnte dort mit seinen Arbeiten angesichts der sich wandelnden künstlerischen Geschmäcker aber nicht mehr überzeugen. Auch weigerte er sich, seinen eigenen Stil aufzugeben. So führte Szukalski ein abgeschiedenes Leben, in dem er gelegentlich für Hollywood-Filme als Maler tätig war.
Die Netflix-Dokumentation wurde von Glenn Bray, seinem Freund George DiCaprio und dessen Sohn Leonardo DiCaprio produziert, die beide ebenfalls Kontakt zu Szukalski hatten, bis dieser 1987 verstarb. In den Interviews erzählt Szukalski nicht nur von seiner Karriere, sondern auch vom schwierigen Leben als Vergessener, der noch wenige Jahre zuvor als Genie gefeiert worden war. Rückblickend wird Szukalski als Michelangelo des 20. Jahrhunderts bezeichnet.
Im Film werden auch einige von Szukalskis Texten aus den 1930ern, die erst während der Dreharbeiten von der Filmcrew entdeckt wurden, angesprochen. Es scheint, als formuliere Szukalski darin antisemitische Ansichten. Während Bray sich sicher ist, dass dies der Entstehungszeit geschuldet ist und Szukalski diese Ansichten nicht sein Leben lang vertrat, bedauert George DiCaprio, ein Freund Szukalskis gewesen zu sein. Die Dokumentation deckt das Leben Szukalskis auf und vergisst bei allem Lob nicht, auch die negativen Seiten zu behandeln – ein sehenswerter Blick auf eine einzigartige Künstlerlaufbahn.