Im Jahr 1894 erhielt das Museum of Fine Arts Boston als eines der ersten Museen ein Ölgemälde von Winslow Homer (1836-1910). Wenige Jahre darauf folgte mit Leaping Trout (1889) das erste Aquarell des Malers, der einer der bekanntesten in New England war und seit den 1880ern zurückgezogen in Prouts Neck im Bundesstaat Maine lebte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erweiterte das Museum seine Homer-Sammlung und besitzt heute mit fast 50 Arbeiten die größte Aquarellsammlung des Künstlers sowie 11 Ölgemälde. Homer erwies sich als technisch versiert und experimentell. Mit innovativen Techniken gelang es ihm wie nur wenigen, das Flüchtige der Momente festzuhalten und dabei die farb- und formgebenden Eigenheiten eines Aquarells optimal zu nutzen. Erstmals seit fast 50 Jahren präsentiert das Museum of Fine Arts Boston die lichtempfindlichen Kunstwerke in solchem Umfang, dazu ausgewählte Ölgemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken. Of Light and Air: Winslow Homer in Watercolor ist vom 02. November 2025 bis zum 19. Januar 2026 zu sehen.
Als junger Mann arbeitete Winslow Homer bei Harper’s Weekly, wo er Zeichnungen von Fotografien anfertigte, die anschließend als Grundlage für Holzschnitte verwendet wurden, um die Bilder der Zeitung zu drucken. Schon früh bewies sich Homers Gespür für dramatische und ergreifende Momente, das er in privatem Malunterricht vertiefte. Im Laufe der 1860er entwickelte er sich vom Illustrator zu einem etablierten Maler. Sein Bild Gefangene von der Front (1866) wurde etwa 1866 im Pariser Salon ausgestellt und erhielt viel Beachtung. Aufenthalte in Paris und England übten großen Einfluss auf seine Malweise und seine Themenwahl, sodass sich deutliche Veränderungen in seinem Œuvre verfolgen lassen. Unter anderem durch Homer gelangten Ideen des Impressionismus in die USA. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt The Life Line (1884), das eine Seenotrettung mit der damals neuartigen Hosenboje zeigt. Homers ehemaliges Wohnhaus mit Atelier wurde 1996 zu einem National Historic Landmark erklärt.