Fabian Eichstaedt

Geheimnisvolle Gespenster

In den Arbeiten von Fabian Eichstaedt scheint nichts festgelegt – und doch wirkt alles genau gesetzt. Seine markanten Werke in strengem Schwarz-Weiß entstehen rein aus der Geste, ohne Vorlage oder Motiv, scheinen aber dennoch voller Bedeutung. Freie Kompositionen mit einem verborgenen Prinzip, ein Spielfeld aus Energie und Struktur, das erkundet werden will.

von Felix Brosius, 08. April 2025
Fabian Eichstaedt - The great confusion
Fabian Eichstaedt: The Great Confusion (2023), Brillux und Latex auf Multiplex

Kontrastreich, ausdrucksstark und expressiv, flirrend und voller Energie, so präsentieren sich die informellen Malereien von Fabian Eichstaedt. Sie wirken hochdynamisch und scheinen voller Bewegung. Die Kompositionen werden nicht im Voraus geplant, sondern entstehen spontan, entwickeln sich aus der Bewegung heraus, und doch spielt der Zufall die geringste Rolle. Vielmehr wird das Bild sukzessive in zahlreichen kleinen Bearbeitungsschritten geformt. Der Malgrund – eine Multiplex- oder MDF-Platte – liegt dabei flach auf dem Boden, während Eichstädt Wandfarbe, Bootslack und Latex nicht nur mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Techniken aufträgt, sondern auch abwechselnd von verschiedenen Seiten. Dazu wird das Bild schon während der Bearbeitung immer wieder gedreht, und sicher ist nicht zuletzt diese Arbeitsweise der Grund dafür, dass in einigen Fällen auch das fertige Werk verschiedene Orientierungen erlaubt.

Fabian Eichstaedt - Fifty- blades to prey
Fabian Eichstaedt: fifty blades to prey, Brillux, Lack und Latex auf Multiplex

Keine der Arbeiten von Eichstaedt ist gegenständlich, es sind nicht einmal abstrakte Repräsentationen einer realen oder ideellen Vorlage, ihnen liegt kein Leitgedanke und kein Motiv zugrunde, und dennoch laden sie ein zu Deutung und Interpretation. Mit Titeln wie zero signal, The Kempinski Inn oder The Great Confusion macht der Künstler selbst erste Vorschläge, die durchaus aufgegriffen, verworfen oder weitergesponnen werden dürfen. Der Raum für Assoziationen ist weit geöffnet, auch dank der Stringenz, die jede der Kompositionen in sich trägt und damit zwingend eine verborgene Logik, ein Geheimnis, einen Wesenskern vermuten lässt. Mal scheint alles nach außen zu streben, aus einem Zentrum heraus zu fliehen wie nach einem Urknall, im nächsten Bild sind tausend kleine Elemente in dynamischer Bewegung gleich einem schwirrenden Schwarm von Insekten. Andere Arbeiten erinnern an Landschaften, Räume oder Kathedralen, sie scheinen durch, dringen nach vorne und tauchen wieder ab, geben sich zu erkennen und sind doch nicht greifbar, ephemere Deutungen wie geheimnisvolle Gespenster.

Fabian Eichstaedt - The Kempinski Inn
Fabian Eichstaedt: The Kempinski Inn (2023), Brillux und Latex auf Multiplex
»Ein Bild ist dann fertig, wenn ich es nicht mehr verstehe und ich nicht mehr nachvollziehen kann, wie es zustande gekommen ist.«
Fabian Eichstaedt - Chaplyn
Fabian Eichstaedt: Chaplyn (2023), Brillux und Latex auf Multiplex
Fabian Eichstaedt - Zer0 signal
Fabian Eichstaedt: zero signal (2021), Brillux, Bootslack und Latex auf MDF

Mehr über den Künstler: Artist Page von Fabian EichstaedtArt.Salon

Dive deeper into the art world

Christiane Fleissner

Die Münchner Künstlerin Christiane Fleissner wirft in ihren Arbeiten einen ungewohnten Blick auf die grundlegenden Strukturen unserer Realität. Sie lädt uns ein, unser Verständnis von Raum und Zeit zu hinterfragen und ein neues Empfinden der Dimensionen in ihrem Wechselspiel zu entwickeln.

von Felix Brosius, 17. September 2024
New York: Helene Schjerfbeck im Metropolitan Museum of Art

In Finnland ist sie eine Nationalheldin, international erst seit wenigen Jahren bekannter: Helene Schjerfbeck fasziniert mit ihrem originellen, schlichten Stil. Erstmals präsentiert ein großes Museum in den USA ihre Arbeiten: Seeing Silence: The Paintings of Helene Schjerfbeck eröffnet am 05. Dezember im New Yorker Metropolitan Museum of Art.

05. December 2025