Hamburger Kunsthalle zeigt »Ho Tzu Nyen: Time & the Tiger«

Geister, die die Zeit überwinden

Es ist die erste Überblicksausstellung zu einem der innovativsten Künstler des 21. Jahrhunderts: Nach Stationen in Singapur und Luxemburg ist Ho Tzu Nyen: Time & the Tiger ab dem 21. November in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

19. November 2025
Ho Tzu Nyen (*1976), Hotel Aporia, 2019
© Courtesy of the artist
Ho Tzu Nyen (*1976), Hotel Aporia, 2019, 6-Kanal-HD-Videoprojektion, Farbe und 24-Kanal-Ton, 84:01 Min., Video, automatisches Gebläse, Messwandler, Show Control System, Sammlung des Singapore Art Museum

Ho Tzu Nyen ist bildender Künstler, Schriftsteller, Theater- und Filmemacher. In seinen komplexen Videoinstallationen reflektiert er Strukturen von Wirklichkeit und Fiktion. Sein Fokus liegt dabei auf Mythen und Erzählungen aus dem südostasiatischen Raum, dessen Pluralität er betont. Vor allem in westlichen Ländern wird diese Region oft als kulturelle Einheit wahrgenommen, doch diese Annahme lässt sich weder bezüglich Sprache, Religion noch politischen Strukturen bestätigen. Hauptmotiv von Nyens künstlerischer Arbeit ist die Zeit, die er nicht als linear, sondern als Gebilde aus Schleifen und Windungen wahrnimmt und der er mit seinen Filmen eine Form gibt. Der Tiger, vom Menschen fast ausgerottet, dient dabei als Wesen, das die Zeit überwinden kann – eine Anlehnung an alte Traditionen, in denen der Tiger sowohl die Rolle als Vermittler zwischen Mensch und Tier als auch zwischen den Lebenden und den Geistern der Vorfahren einnimmt. Ho Tzu Nyen: Time & the Tiger ist vom 21. November 2025 bis zum 12. April 2026 in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt.

Ho Tzu Nyen (*1976) lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt Singapur. Er schloss sowohl ein Studium in Creative Arts am Victorian College of the Arts, University of Melbourne als auch eines an der Southeast Asian Studies an der National University of Singapore. Im Jahr 2011 stellte er im Singapur-Pavillion auf der Biennale von Venedig aus und kann diverse internationale Einzelausstellungen vorweisen. Zudem war er 2019 Ko-Kurator der Asian Art Biennale in Taiwan.

In der Ausstellung sind unter anderem seine Videoinstallationen Hotel Aporia (2019) und T for Time (2023-fortlaufend) zu sehen. Letztere wurde vom Singapore Art Museum in Auftrag gegeben. Hotel Aporia befasst sich mit der Geschichte Japans im 20. Jahrhundert und den radikalen Wandeln, die diese Jahrzehnte für das Land bedeuteten und die eine von Widersprüchen geprägte Gesellschaft zurückließen. In T for Time zeichnet Nyen nach, wie der Mensch dem Rätsel Zeit auf die Spur zu kommen versucht: Vom Festlegen der Greenwich Mean Time über traditionelle Zeitmessungsmethoden in Asien und Europa bis zu Theorien aus der Quantenphysik.

Die Ausstellung Ho Tzu Nyen: Time & the Tiger war zuvor im Singapore Art Museum und im Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg zu sehen, die die Schau gemeinsam mit der Hamburger Kunsthalle, dem Art Sonje Centre Seoul und dem Hessel Museum of Art in Annandale-on-Hudson, New York, organisierten.Art.Salon

Ho Tzu Nyen (*1976), T for Time, 2023–fortlaufend
© Courtesy of the artist
Ho Tzu Nyen (*1976), T for Time, 2023–fortlaufend, Synchronisierte 2-Kanal-HD-Videos (16:9, Farbe und 8-Kanal-Ton, 60 Min.), Voile-Leinwand, Gitterstoff-wände, algorithmisches Echtzeit Schnitt- und Compositing-System. In Auftrag gegeben vom Singapore Art Museum und Art Sonje Center mit M+, in Zusammenarbeit mit dem Museum of Contemporary Art Tokyo und der Sharjah Art Foundation

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