Wien: Albertina zeigt Historienbilder des frühen 19. Jahrhunderts

Götter, Helden und Verräter

Die Historienmalerei galt noch bis ins späte 19. Jahrhundert als höchste Gattung der Malerei. Mythologische und biblische Themen erzählen vom menschlichen Charakter und vom moralischen Handeln. Die Albertina in Wien präsentiert in dieser Ausstellung ab dem 2. Juni Historienbilder aus der Zeit um 1800, die als Höhepunkt dieses Zweigs der Malerei gilt.

02. June 2023
Bartolomeo Pinelli, Der Zweikampf zwischen Eteokles und Polyneikes, Datierung nicht bekannt
ALBERTINA, Wien
Bartolomeo Pinelli, Der Zweikampf zwischen Eteokles und Polyneikes, Datierung nicht bekannt, Kreide; Feder in Grau; grau und braun laviert

Historienmaler zu werden war über Jahrhunderte hinweg das oberste Ziel unzähliger Malerinnen und Maler. Sie galt als höchste Gattung und war wertvoller als Stillleben, Landschaften und Porträts. Die Gründe sind vielfältig: Die Urheber dieser Gemälde mussten literarisch gebildet sein, sich in der Bibel und der klassischen Mythologie bestens auskennen. Historienbilder sind große Erzählungen, sie verbinden meist mehrere Szenen geschickt in einer ästhetischen Komposition. Historienmaler mussten alles können und unterschieden sich so von Spezialisten für Blumen- oder Porträtmalerei. Auftraggeber waren meist Könige, Fürsten und andere einflussreiche Wohlhabende. Das Thema so eines Historienbildes wurde stets in den aktuellen politischen Kontext gebettet: Ein Historienmaler war damit ein geschickter Propagandist. Aus diesem Grunde sind Historienbilder für die Geschichtsforschung von enormer Bedeutung, wie die Albertina nun in einer Ausstellung vom 2. Juni bis zum 27. August herausstellt.

Götter, Helden und Verräter. Das Historienbild um 1800 versammelt Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe von Meistern ihres Fachs: Jacques-Louis David, Heinrich Füssli der Jüngere, Angelika Kauffmann und Heinrich Friedrich Füger begeistern Besuchende auch nach über 200 Jahren noch mit ihren komplexen Bildwerken. Im 19. Jahrhundert erlebte die Historienmalerei im Zuge der raschen Bildung diverser Nationalstaaten in Europa – wie Belgien, Deutschland und Italien – einen Höhenflug, der jedoch schnell abebbte. Kolonialisierung und Industrialisierung eröffneten neue Möglichkeiten für Machtdarstellungen und Bildinhalte. Neue Techniken wie die Fotografie und gesellschaftliche Ideen wie der Atheismus nagten an der Vormachtstellung von Malerei bzw. Kirche. Das Historienbild verschwand in einer Zeit des radikalen Umschwungs, der sich auch in der modernen Kunst äußerte.Art.Salon

Johann Heinrich Füssli d. J., Teiresias erscheint Odysseus beim Totenopfer, 1780-1785
ALBERTINA, Wien
Johann Heinrich Füssli d. J., Teiresias erscheint Odysseus beim Totenopfer, 1780-1785, Pinsel in Schwarz, Grau und Aquarellfarben

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