Sie war zu Lebzeiten eine europaweit berühmte Malerin, ihre Werke erzielten Höchstpreise: Rachel Ruysch (1664-1750), die fast ihr gesamtes Leben in Amsterdam verbrachte, war eine Sensation ihrer Zeit. Die Stilllebenmalerin setzte mit ihren Gemälden neue Maßstäbe: ihre Blumen, Insekten und Reptilien malte sie so lebhaft, dass sie die Arbeiten anderer Maler übertraf. Häufig präsentierte sie ihre Stillleben vor schwarzem Hintergrund, der die Leuchtkraft der Blumen betonte, und beeinflusste mit dieser Kombination unzählige Kollegen. Ruysch gehörte auch zu den ersten Malern, die Blumen aus Südamerika und Afrika wie Passionsblumen und Kakteen in ihr Schaffen integrierte. Im Zuge expandierender globaler Handelsrouten gelangten tausende neue Arten in die niederländischen botanischen Gärten. Ruyschs Stillleben weisen einen hohen dekorativen Wert auf, bilden aber auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen wie die koloniale Expansion ab. Die meisten Blumenstillleben tragen versteckte Bedeutungen in sich, oft sind es religiöse: Die Blumen, Schmetterlinge, Bienen, Eidechsen und Fliegen sind bedeutende christliche Symbole, die sich dem damaligen Publikum sofort erschlossen. Das Museum of Fine Arts Boston zeigt nun die erste große Einzelausstellung der Malerin: Rachel Ruysch: Artist, Naturalist, and Pioneer läuft vom 23. August bis zum 07 Dezember.
Neben den 35 Werken von Rachel Ruysch sind auch Gemälde weiterer Künstlerinnen zu sehen. Sie schaffen den richtigen Kontext und ermöglichen Vergleiche. Zu den Künstlerinnen gehören Ruyschs Schwester Anna Ruysch, Maria Sibylla Merian und Alida Withoos. Die Kunstwerke stammen aus zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen in den USA und Europa. Ruysch hatte hohe Ansprüche an ihr Schaffen und ließ sich für ihre Bilder viel Zeit. Pro Jahr malte sie höchstens zwei Gemälde. Das änderte sich auch nicht, als sie berühmt war und die Nachfrage nach ihren Werken stark anstieg, weshalb es vergleichsweise wenige Gemälde von ihr gibt. Als Frau war ihr der Zugang zu einer Malergilde und somit das Recht, eine Werkstatt zu eröffnen, verwährt. Ihre Gemälde befinden sich heute unter anderem in der National Gallery in London, im Kunsthistorischen Museum in Wien, im Rijksmuseum in Amsterdam und in der National Gallery of Victoria in Melbourne.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Alten Pinakothek in München und dem Toledo Museum of Art, Ohio, wo sie zuvor gezeigt wurde.