Meisterwerke des kleinen Bettlers

Der Mailänder Maler Giacomo Ceruti (1698 – 1767) galt als durchschnittlicher Handwerker, wenn es um Altarbilder oder Stillleben geht. Bei seinen Genrebildern, für die er damals und heute vor allem bekannt ist, blühte sein Können auf. Er verewigte Bauern, Bettler, arme Kinder und handwerklich arbeitende Frauen in meisterhaften Porträts. Die Hintergründe sind meist einfarbig; die Landschaftsmalerei lag Ceruti nicht besonders. Das »niedere Volk« zum Bildinhalt der Malerei zu erklären war zu Cerutis Zeit höchst ungewöhnlich – und wenn, dann eher in den Niederlanden bekannt. Ceruti erhielt einen eigenen Spitznamen für seine Themen, die man damals als »der Kunst unwürdig« betrachtete: Pitocchetto, der kleine Bettler.

Die Ausstellung Giacomo Ceruti: A Compassionate Eye im Getty Museum Los Angeles vertieft die Hintergründe zu Cerutis Gemälden. So erfahren Interessierte, was den Maler zu seinen Schöpfungen bewegte, wie und wo die Bilder zu seinen Lebzeiten ausgestellt wurden und wie man im 18. Jahrhundert die Aufteilung der Gesellschaft in arm und reich beurteilte. Über Ceruti ist bisher nicht viel bekannt, so dürfte die Präsentation mit einigen neuen Erkenntnissen aufwarten. Zu sehen gibt es die Gemälde vom 18. Juli bis zum 29. Oktober.