Objektive Erinnerungen

In unspektakulären Ansichten offenbart sich etwas Spezielles, das Menschen verbindet: Der Maler und Dichter Korvin Reich widmet sich ausgewählten Erinnerungen an Landschaften, die »das Potenzial für eine Verallgemeinerung innehaben«, wie er beschreibt. Er präsentiert seine Erinnerungen in scheinbarer Objektivität, ohne biografische Details, und in fotorealistischer Manier. Seine Gemälde werden zu Urbildern kollektiver Erinnerungen, die auf grundsätzliche Ähnlichkeiten im menschlichen Leben und auf Gemeinsamkeiten im Erinnern, das oft eine Wiederholung derselben Bruchstücke ist, verweisen. In einer Ausstellung des Historischen Museum Domherrenhaus in Reichs Heimatstadt Verden ist eine Auswahl aus dem großen Werkzyklus, der von 2011 bis 2023 entstand, zu sehen: Früher war mehr Zukunft. Das Verdener Schaffen des Korvin Reich eröffnet am 10. Oktober um 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers und läuft bis zum 30. November.

Das Œuvre von Korvin Reich, in Werningerode lebend, ist durch eine große Bandbreite gekennzeichnet, von abstrakten Zeichnungen über Landschaften bis hin zu collageähnlichen Arbeiten und Textkunst. Der Künstler untersucht oft die unsichtbaren Dimensionen der Wirklichkeit, denen er sichtbare Formen gibt und somit Wege zu neuen Perspektiven auf die uns bekannt wirkende Welt eröffnet. Weitere Werkzyklen sind Wandlung über für den Menschen unsichtbare, wie auf atomarer Ebene stattfindender Prozesse, die durch Zufall und Planung des Künstlers entstehen, sowie PI, eine Sammlung großformatiger Zeichnungen zur irrationalen Kreiszahl, die das menschliche Bedürfnis nach Strukturen und Ordnung herausfordert. Reich studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und ist auch preisgekrönter Lyriker. Im Jahr 2021 erschien sein Sammelband Weltalltag.

Historisches Museum Domherrenhaus
Untere Straße 13, 27283 Verden
Öffnungszeiten
Di-Fr 10-13 und 15-17 Uhr
Sa/So 11-17 Uhr