Radikale Zerrbilder des Ichs

Je älter sie wird, desto mehr beschäftigt sie sich mit der Nacktheit ihres eigenen Körpers. Sie malt, was sie selbst nie tun würde, sagt die ungarische Künstlerin Eva Beresin über ihr Werk. Ihre hybriden Wesen, die sie auf die Leinwand bannt, basieren auf Beresins eigenem Körper und ihrem eigenen Charakter, entfernen sich aber während des Malprozesses von ihr. Sie symbolisieren tief verborgene Seiten ihrer Person, ihres Unterbewusstseins. Mit Zynismus und Selbstironie stellt Beresin Banalitäten des Alltags und zugleich Grausamkeiten dar, zu denen Menschen fähig sind. Dabei überschreitet sie immer wieder Schamgrenzen, um zum inneren Kern des Menschseins vorzudringen. Die ALBERTINA widmet der Künstlerin, die in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg auf dem Kunstmarkt erlebte, eine große Ausstellung: Eva Beresin. Thick Air läuft vom 1. Mai bis zum 15. September in Wien.

Eva Beresin wurde 1955 in Budapest geboren und lebt seit 1976 in Wien. Ihre Arbeit ist stark von den Lebenserfahrungen ihrer Eltern, die den Holocaust überlebten, geprägt. Das Groteske und das Spielerische verbinden sich in ihren Gemälden, womit sie den Menschen in seiner Ganzheit zeigt, nicht nur sein Verhalten innerhalb von gesellschaftlichen Normen. Bekannt ist Beresin auch für experimenteller Malerei: Für eine im Jahr 2019 entstandene Werkgruppe malte sie in Öl direkt auf alte Modemagazine – und zeigt Ängste und Selbstsicherheit von Frauen abseits des geschönten Werbebildes.