»Single Frame Movies«

Seine aufwendig bis ins Detail arrangierten Aufnahmen bezeichnet er als »Single Frame Movies«: Der Fotograf Gregory Crewdson (*1962) erschafft unheimliche, zeitlose Motive angesichts wirtschaftlicher und sozialer Krisen. Er gilt als international bedeutender Meister der narrativen Fotografie. Seine Werke, die stets Geschichten zur amerikanische Kleinstadt und ihrer Bewohner erzählen, entstehen mit enormen Aufwand, der mit den Dreharbeiten eines Films vergleichbar ist. Teilweise wirken für ein Bild über einhundert Personen bei Casting, Kostüm- und Setdesign und der Beleuchtung mit. Der Fotograf sieht seine Arbeiten jedoch nicht als gesellschaftskritische Werke, als die sie gelegentlich interpretiert werden. Ausgehend von persönlichen Erlebnissen erforscht er psychische Aspekte, das Fremde im Alltag. Nach eigener Aussage fußt dieses Interesse auf Kindheitserlebnissen: Crewdsons Vater war Psychoanalytiker und hatte seine Praxis im eigenen Haus. Eine große Retrospektive mit über 70 Werken ist vom 09. Oktober 2025 bis zum 22. Februar 2026 im Kunstmuseum Bonn zu sehen.

Präsentiert werden Arbeiten unter anderem aus den Werkserien Early Works (1986-1988), Twilight (1998-2002), Beneath the Roses (2003-2008) und Eveningside (2021-2022). Nach Erstellung der Fotos unter den  aufwendigen Produktionsbedingungen wird in der Postproduktion das finale Bild aus Elementen mehrerer Aufnahmen komponiert. Crewdson gewann zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2009 für Beneath the Roses den Deutschen Fotobuchpreis. Als besonders einflussreich für seine Arbeit gilt der Film Blue Velvet (1986) von David Lynch mit seiner unheimlichen Atmosphäre.

Die aktuelle Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der ALBERTINA in Wien, wo sie 2024 gezeigt wurde.