Von Stilwandeln geprägt, ist sein Markenzeichen seine leuchtende, harmonisch kombinierte Farbkraft: Auguste Herbin (1882-1960) gilt als ein Revolutionär der Moderne und einer der Begründer der Abstraktion in Frankreich. Als junger Maler schuf er vor allem spätimpressionistische Landschaften und Porträts, darauf folgte eine kurze fauvistische Phase. Bereits 1909 malte er als einer der ersten kubistische Bilder und trug zum Erfolg dieser revolutionären Kunstrichtung bei. Der Kubismus, bei anderen Malern eher in Erdfarben gehalten, findet bei Herbin einen neuartigen, starkfarbigen Ausdruck. In den 1930ern verschrieb sich Herbin vollends der Abstraktion, die er im Zuge des Kubismus für sich entdeckte, und war, von einem Erneuerungsdrang getrieben, in der Nachkriegszeit eine führende Stimme der konkreten und kinetischen Kunst sowie der Op-Art in Frankreich. Rund 50 bedeutende Werke, die die Entwicklung des Malers nachvollziehen, präsentiert das Lenbachhaus in München in der Ausstellung Auguste Herbin, die noch bis zum 19. Oktober geöffnet ist.
Herbin arbeitete auch abseits der Malerei: Während des ersten Weltkriegs entwarf er Tarnmuster für Flugzeuge, danach entwickelte er für dekorative Holzobjekte zum ersten Mal ein völlig abstraktes, geometrisches Formenvokabular. Diese bemalten Reliefs stießen jedoch selbst bei den sonst wohlgesinntesten Kritikern auf Unverständnis. Für kurze Zeit wandte sich Herbin Ende der 1920er auf Anraten des Kunstsammlers Léonce Rosenberg der Neuen Sachlichkeit zu, bevor er, kurzzeitig auch vom Surrealismus begeistert, die Abstraktion ins Zentrum seines Œuvres rückte. Vor allem in den 1940ern und 1950ern wurde Herbin europaweit und auch in den USA, Argentinien und Brasilien ausgestellt – er war ein Künstler von internationalem Rang. Seine Arbeiten finden sich heute in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, unter anderem im niederländischen Kröller-Müller-Museum und im französischen Matisse Museum.