Efraim Habermann

»Die Fotografie ist mein Werk, die Aquarelle sind meine Perlen.«

Mit Stadtansichten aus Berlin wird Efraim Habermann in den 1960er-Jahren einem breiten Publikum als Fotograf bekannt. Seine Arbeiten zeichnen sich früh durch einen eigenen, prägnanten Stil und ungewohnte Perspektiven aus. Nach einer 50-jährigen Schaffensphase liegt heute ein umfangreiches, konsequent in Schwarz-Weiß gehaltenes fotografisches Werk mit zahlreichen Serien aus Israel, Venedig und Berlin, Stillleben, Portraits und fotografischen Collagen vor. Fast wie ein Kommentar zu seinem eigenen Bildverständnis wirken Habermanns »Perlen«, seine zumeist konstruktivistisch angelegten Aquarelle, geometrische Formen in kräftigen Farben, fein austariert zu einer postkartengroßen Komposition. Eine umfangreiche Werkschau mit Arbeiten aus dem Privatarchiv des Künstlers ist nun ab Mitte Februar in Berlin zu sehen.

von Felix Brosius, 04. February 2023
Efraim Habermann - Self Portrait
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Selbstportrait, 1989

Der heute 89-jährige Habermann wurde im Juni 1933 in Berlin geboren und verbrachte dort die ersten sechs Jahre seiner Kindheit. Nachdem die Eltern nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gezwungen wurden, ihr Schuhgeschäft in Berlin Mitte aufzugeben, gelang der jüdischen Familie 1939 die Flucht nach Palästina. Habermann absolvierte dort eine Ausbildung als Technischer Zeichner, erlebte die Staatsgründung Israels und absolvierte kurz danach seinen Militärdienst als Technischer Zeichner bei der Israelischen Luftwaffe.

Efraim Habermann - Berlin
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Berlin, 2010

1957 kehrte er aufgrund eines gesundheitlichen Leidens des Vaters nach Berlin zurück. Was zunächst nur als vorübergehender Aufenthalt gedacht war, entpuppte sich als Lebensentscheidung – Habermann »blieb in Berlin hängen«, wie er es heute selbst formuliert. In der Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen fand er eine Anstellung als Zeichner, wesentlich prägender für sein weiteres Leben sollte aber 1960 der Kauf seiner ersten Fotokamera sein. Fortan hielt er Stadtansichten der Berliner Nachkriegszeit fest und entwickelte dabei sehr schnell einen eigenständigen Blick und eine prägnante Bildsprache, geprägt durch ungewohnte Perspektiven und eine kontraststarke Inszenierung von Licht und Schatten, die durch eine bewusst zugelassene Körnigkeit seiner Schwarz-Weiß-Abzüge in besonderer Weise akzentuiert wird.

Efraim Habermann - Still Life
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Stillleben, 1991

Motive sind für ihn die Architektur Berlins ebenso wie Stillleben und Portraits, die Spuren des Krieges an der Fassade der Neuen Synagoge, einsame Friedhöfe und halb abgerissene Plakatwände. Dabei wird jedes Motiv sorgfältig gewählt, wenn nicht gar konstruiert, die Perspektive präzise festgelegt. Habermann scheut auch nicht davor zurück, die rauen und tristen Seiten der Stadt festzuhalten, und obwohl Berlin die Stadt ist, aus der er mit den Eltern einst fliehen musste, verraten seine Fotografien den liebevollen, umarmenden Blick, mit dem er auf seine Motive schaut.

Efraim Habermann - Berlin - Reflection
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Berlin, 2081

1968 wird die Arbeit Habermanns mit der Veröffentlichung eines Fotos der Neuen Nationalgalerie erstmalig einem breiten Publikum bekannt. Seitdem versteht er sich als professioneller Fotograf, es folgen zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und später auch Ausstellungen in Berlin, Tel Aviv und Chicago, unter anderem 1983 in der Nationalgalerie Berlin.

Efraim Habermann - Israel
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Israel, 1980

So wie zunächst in der Stadt Berlin findet er seine Motive später auch in Venedig und Israel, hält zahlreiche Stillleben fest und entwickelt mit der Frau im Bild eine ganz eigenständige Werkreihe aus Frauenportraits vor berühmten Gemälden wie dem Frühstück im Freien von Edouard Manet, mit dem diese Werkreihe begann.

Efraim Habermann - Woman in the Picture
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - »Frau im Bild - Edouard Manet - Le Déjeuner sur l'herbe «, 1974

Vor allem seit den 1980er-Jahren widmet sich Habermann zusätzlich der Aquarellmalerei. Seine konstruktivistischen Motive, fast durchgängig in Postkartenformat, spiegeln sein Verständnis einer gelungenen Bildkomposition. Sie bilden ein eigenständiges Werk, helfen aber auch, dem Blick des Fotografen Habermann weiter auf die Spur zu kommen.

Efraim Habermann - Watercolor
© Efraim Habermann
Efraim Habermann - Aquarell

.Art.Salon

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Werkschau in Berlin

Die mit dem art.salon verbundene artnow Gallery zeigt in der Ausstellung Efraim Habermann – Fotografie und Aquarell eine umfassende Werkschau der Fotografien und Aquarelle des Berliner Künstlers Efraim Habermann.

von Felix Brosius, 04. February 2023
Paris, Musée National Eugène-Delacroix eröffnet wieder

Eine Reise in die persönlichen Welten zweier berühmter Künstler: Das Musée National Eugène-Delacroix präsentiert Gegenstände aus dem Besitz von Jean-Auguste-Dominique Ingres und Eugène Delacroix, zwei konkurrierenden Kunststars des 19. Jahrhunderts. Ingres and Delacroix. Artists‘ Objects bietet ab dem 27. März in Paris Einblicke in ihre Schaffensprozesse.

27. March 2024