»Life on the Land«

Als Kind musste Jean-François Millet (1814-1875) auf der Farm seiner Eltern arbeiten. Diese Erfahrungen prägten später seine bekanntesten und eindrucksvollsten Gemälde: Er widmete sich den Landarbeitern, der ärmsten Bevölkerungsschicht im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Dieses Motiv auf so realistische und ungeschönte Weise darzustellen und zu einem der Kunst würdigen Thema zu erklären, war eine absolute Neuheit. In der Ausstellung Millet: Life on the Land sind einige der berühmtesten Werke des Künstlers versammelt, darunter das ikonische Bild Das Angelusläuten (1859), das vom Musée d’Orsay in Paris geliehen wurde. Das Gemälde, das einen ritualisierten Augenblick der Meditation während einer Arbeitspause zeigt, war bereits zu Millets Lebzeiten äußerst bekannt und wurde tausendfach als Druckgrafik verkauft. Die Ausstellung in der National Gallery in London läuft vom 07. August bis zum 19. Oktober.

Millet wurde 1933 mit 18 Jahren von seinem Vater ins nahe gelegene Cherbourg geschickt, um die Malerei zu erlernen. Ab 1837 studierte Millet in Paris und im Laufe der 1840er stellte sich erster beruflicher Erfolg, vor allem als Porträtmaler, ein. In den folgenden Jahren verlagerte er sein Schaffen auf realistische Genremalerei die, obwohl es Kritiker gab, die die Motive für kunstunwürdig hielten, allgemein erfolgreich waren. Eines seiner weiteren berühmten Gemälde, Die Ährenleserinnen (1857), stieß jedoch zunächst auf herbe Kritik und wurde erst im Laufe der Zeit gewürdigt. Das Bild ist ebenfalls in der Ausstellung der National Gallery zu sehen. Millet wurde von vielen nachfolgenden Kunstschaffenden bewundert und kopiert, unter anderem von Vincent van Gogh, Edgar Degas und Camille Pissarro. Millet, der sich zum Ende seiner Laufbahn ganz der Landschaftsmalerei verschrieb, gilt als Inspiration für zahlreiche impressionistische und postimpressionistische Maler.