Frankfurt am Main: »Werner Tübke. Metamorphosen« m Städel Museum

Über die universelle Verletzlichkeit des Menschen

Gefeiert und kritisiert: der Leipziger Maler Werner Tübke war ein äußerst umstrittener, aber bedeutender Maler des 20. Jahrhunderts. Das Städel Museum in Frankfurt am Main widmet sich ab dem 02. Juli in Werner Tübke. Metamorphosen ausführlich seinem zeichnerischen Werk.

02. July 2025
Werner Tübke (1929 – 2004), Beerdigung im winterlichen Tienschan-Gebirge, 1962
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
Werner Tübke (1929 – 2004), Beerdigung im winterlichen Tienschan-Gebirge, 1962, Aquarell über Grafit auf Velinpapier, 232 x 367 mm, Städel Museum, Frankfurt am Main

Harlekine, Narren, Zauberer, Engel, Gefolterte: Werner Tübke (1929-2004) reflektiert in seinem vielseitigen, ungemein fantasievollen Werk existenzielle Fragen, Verletzlichkeit und Nöte der Menschen. Seine realistische Malweise kombiniert er mit surrealen Elementen und formt Metaphern des Lebens. Tübke fügte sich nicht den Vorgaben des sozialistischen Realismus, weshalb er in der DDR zunächst vielfach Kritik und Ablehnung erfuhr. Seine Haltung führte 1968 beinahe zur Entlassung als Lehrer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, die nur durch Proteste der Studierenden verhindert wurde. Im Laufe der 1970er fand seine Arbeit jedoch vermehrt Akzeptanz und Anerkennung, auch international. Er zählte zu den zentralen Vertretern der Leipziger Schule der 1970er und 1980er. Im Städel Museum in Frankfurt am Main ist ab dem 02. Juli die Schau Werner Tübke. Metamorphosen zu sehen, die sich auf Tübkes zeichnerisches Werk konzentriert. Anlass der Ausstellung ist eine Schenkung an das Museum von 46 Zeichnungen und Aquarellen aus der Sammlung von Barbara und Eduard Beaucamp im Jahr 2023. Die Schau endet am 28. September.

Werner Tübkes Werk umfasst rund 6.000 Zeichnungen, 500 Aquarelle, 350 Gemälde und 200 Druckgrafiken. Er erhielt mehrere Kunstpreise, sowohl in der DDR als auch in der BRD, darunter den Käthe-Kollwitz-Preis im Jahr 1980. Immer wieder setzte sich Tübke mit historischen Ereignissen auseinander, seine Gemälde ließen sich scheinbar mit der Ideologie der DDR-Kulturpolitik vereinbaren, jedoch versteckt Kritik enthalten. Tübke stellte die Ereignisse ungeschönt und am Leid der Menschen orientiert dar. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören sein 14 x 123 Meter großes Panorama Frühbürgerliche Revolution in Deutschland (1976-1987), beauftragt von der DDR-Regierung und häufig Bauernkriegspanorama genannt, und der ohne Auftrag entstandene Zyklus Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze (1965-1967) über einen fiktiven Richter. Tübke kritisiert hier – für die Zeit ungewöhnlich deutlich – die nationalsozialistische Terrorjustiz und den Umstand, dass zahlreiche Justizbeamte auch nach 1945 weiter tätig sein durften.Art.Salon

Werner Tübke (1929 – 2004), Straße in Brüssel (mit Selbstbildnis), 1965
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
Werner Tübke (1929 – 2004), Straße in Brüssel (mit Selbstbildnis), 1965, Feder in Schwarz auf Velinpapier, 227 x 278 mm, Städel Museum, Frankfurt am Main

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